Jules Blog
genau betrachtet
Jule Stinkesocke, Top 5
Zum Zeitpunkt der Löschung im April 2023 beinhaltet Jules Blog 1.120 Beiträge. Viele Blog-Posts stehen nicht für sich, sondern im Zusammenhang mit anderen, was vermutlich der auch Grund ist, warum sie beim sporadischen Mitlesen zwischen Alltagsproblemen wie zugestellten Behindertenparkplätzen oder streikenden Aufzügen gar nicht speziell aufgefallen sind. Noch dazu hat Jule die Kommentarfunktion schon bald auf moderiert gestellt: Man weiß nicht, wieviele kritische Kommentare überhaupt nie veröffentlicht wurden.
Spätestens nach dem Reveal von Jule als Realfake werden viele der Blog-Posts als sehr schwierig betrachtet, da sie nie als fiktional gekennzeichnet wurden. Ganz im Gegenteil: Jule betont immer, dass alles genau so passiert ist. Hier eine Auswahl der kontroversesten Geschichten aus dem Leben einer Stinkesocke.
Platz 5
Der Plot: Vor dem Wunderwohnprojekt steht vormittags unangemeldet ein 12-jähriges Mädchen, das wegen Spina Bifida, einer angeborenen Querschnittlähmung, im Rollstuhl sitzt und Jule nur oberflächlich vom Schwimmtraining kennt. Es schickt Jule eine weinerliche SMS:
Wenn ich nachts um halb drei Uhr bei dir vor der Tür stehe, mit Tränen in den Augen – lässt du mich hinein?
Aha? Jule, die ihre Adresse und Telefonnummer aus Angst vor Stalking hütet wie einen Schatz, scheint besser kontaktierbar zu sein, als man gemeinhin glauben möchte. Sie ist glücklicherweise auch noch zu Hause, reagiert sofort auf Nachrichten von unbekannten Absendern und sammelt das Mädchen vor dem Wunderwohnprojekt vom Parkplatz auf.
Jule nimmt das Kind mit in ihr Zimmer und erfährt, dass es große Angst hat: Es hat masturbiert, dabei einen Urinfleck im Bett hinterlassen, den die Mutter am Morgen entdeckt hat, traut sich deswegen nicht heim und schwänzt die Schule. (Darüber, dass Jule die SMS nach eigener Aussage bereits 'vor einigen Wochen' bekommen hat, als in Hamburg Schulferien waren, sehen wir jetzt einfach mal hinweg.)
Der Anlaufpunkt des Mädchens in einer Krise ist also die flüchtig bekannte Jule an einem eigentlich geheimen Ort. Man erfährt nicht, woher es an diesem Morgen Jules Adresse und Handynummer bekommen und warum es sich nicht einfach von der Schule aus angemeldet hat, sondern auf Verdacht durch die Gegend gewheelt ist, aber es spielt für die Story letztendlich auch keine Rolle.
Man könnte nun der Mutter später einfach sagen, dass es ein unerwartetes nächtliches Pipi-Problem gab. Soll bei Querschnittlähmungen öfter vorkommen - Jule selbst pinkelt sich bei jedem Alptraum kräftig ein. Was soll da jetzt bitte der Anlass für ein 12-jähriges Mädchen sein, dass es sich nicht mehr nach Hause traut?
Aber Jule nutzt die Gelegenheit und referiert erstmal ausführlich über ihre Lieblingsthemen: Intimsphäre, Masturbation, Pampers und Blasenlähmung. Nachdem dem Mädchen bei so viel Input die Ohren glühen, holt Jule ihre Mitbewohnerin Sofie, die WG-Psychologin, dazu und zu dritt fahren sie zum Elternhaus des Mädchens, wo sie prompt die Mutter antreffen.
Die 12-Jährige, um die es ja eigentlich geht, wird auf ihr Zimmer geschickt und vorrangig Sofie hält der Mutter einen epischen Vortrag über die Sexualität ihrer Tochter mit der Aufforderung, ihr genug Raum und Hilfsmittel zum Masturbieren zur Verfügung zu stellen. Der Mutter ist es furchtbar unangenehm – nein, nicht der unangemeldete Besuch von Jule und Sofie, sondern dass sie nicht selbst darauf gekommen ist, ihr Kind mit Zellstoffunterlagen, Stecklaken und Pampers zur ungestörten Selbstbefriedigung auszustatten. Am Ende ist sie vor allem erleichtert, weil sie durch die beiden Frauen einen ganz neuen Zugang zu ihrer Tochter bekommen hat und Jule erhält die Erlaubnis, darüber in ihrem Blog zu schreiben.
Die Mutter schrieb mir in den Tagen danach eine sehr positive Mail, in der sie sich, ich glaube, vier Mal bedankt hat.
In den Kommentaren wird Jule für diese Aktion als 'leuchtendes Vorbild für alle Menschen' und 'moderne Mutter Theresa' gefeiert. Es scheint niemandem aufzufallen, dass die Geschichte fernab von jeder Realität und auch hart übergriffig ist. Aber Jule scheint in dieser Hinsicht eine tiefere Mission zu haben, sie kauft beispielsweise der 15-jährigen Lisa eigenhändig einen Vibrator und verbreitet das Credo auch als Ärztin:
In einer früheren Geschichte ('Wie eine Mutter') hält der Leiter eines Mobilitätskurses aus Jules Verein den Eltern einer 13-Jährigen übrigens auf offenener Straße einen ganz ähnlich unangenehmen Vortrag.
„Es geht Eltern heute schlichtweg nichts mehr an, ob die Tochter Tampons oder Binden benutzt, wie oft sie masturbiert und welches Deo sie gut findet. Und wenn es nach Haribo Tropifrutti riecht: Sie müssen es sich ja nicht aufsprühen. Ihre Tochter braucht Gestaltungs- und Rückzugsräume. Sie braucht jede Menge Hilfe, aber Sie müssen Ihre Tochter dorthin führen, dass Sie sich die Hilfe holt. Vielleicht bei Ihnen, aber vielleicht auch ganz woanders.“
Alles klar, wir haben es verstanden: Kinder dürfen ungestört masturbieren und auch die spätere Pflegetochter Helena rapunzelt munter und gut instruiert zum Thema Intimsphäre vor sich hin. Message angekommen, es sei wirklich jedem gegönnt.
Was die Geschichte 'Tränen vor der Tür' aber wirklich schwierig macht: Jule, Sofie und auch das Wunderwohnprojekt existieren nicht. Soll heißen, der beherzte Einsatz für einen freien Weg zur selbstbestimmten Masturbation hat entweder nie stattgefunden – oder aber mit anderen Protagonisten. Dieser Gedanke wirft auch ein seltsames Licht auf den Blog-Post 'Ziemlich böse', in dem Jule auf die Idee kommt, abends unten ohne im Rennrolli über einen asphaltierten Weg auf dem Elbdeich zu wheelen und an einer Stelle dort öffentlich zu masturbieren. Sie erlebt ihren ersten Orgasmus und teilt dieses Glück mit der Leserschaft, die zwar durchaus kritisch, aber wohlwollend ('Jule ist ja eine Frau und strafbar sind in Deutschland nur exhibitionistische Handlungen eines Mannes') reagiert.
Ja. Und nur als Gedankenspiel: Was wäre, wenn der Blog auf realen Erlebnissen basiert, aber tatsächlich von einem Mann geschrieben wurde, der sich rührend um die sexuellen Bedürfnisse minderjähriger Mädchen kümmert und in der Öffentlichkeit mal locker einen von der Palme wedelt?
Und wer von dem Thema noch nicht genug hat: In Jules Q&A lassen sich 10 Personen, von denen mindestens 4 nicht existieren, über ihre Masturbationsgewohnheiten aus.
Platz 4
Der Plot: Eine ehemalige Trainerin des Vereins will Jule, Cathleen und Marie vor einem Schwimmtrainer warnen oder auch nur ein wenig sensibilisieren: Es sei nichts Konkretes vorgefallen, sondern nur ein Gefühl ihrerseits. Wer nun denkt, dass sich die behinderten Mädchen dieses Gespräch zu Herzen nehmen und im Umgang mit dem älteren Mann achtsamer agieren, liegt falsch. Die Reaktion darauf ist dermaßen unreflektiert, dass es schon an Ignoranz grenzt.
Jule kennt den besagten Trainer bereits seit ihrer Zeit in der Klinik, er ist ein ‚guter Kumpel‘ geworden und so spuckt sie Gift und Galle wegen dieser ‚üblen Nachrede‘, denn aus ihrer Sicht missbraucht die Trainerin ganz klar ihre Autorität, die sie mit fast 50 Lebensjahren ‚automatisch ausstrahlt‘. Das kann einfach kein gut gemeinter Ratschlag sein, sondern nur die die ‚Hetze einer verprellten Arbeitslosen als Rache für eine Kündigung‘. Sie kocht gleich noch ein paar Gerüchte hoch, denn es soll Ärger gegeben haben, weil die Trainerin nicht genug verdient hat und es soll auch mehrmals Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Spesenabrechnungen gegeben haben. Außerdem wurde sie in einem kurzen Zeitraum dreimal gekündigt – gerüchteweise.
Kurz gesagt: Diese Trainerin ist ein fieses Möp, das bösartig Rache übt und soll gefälligst die Klappe halten. Auf die Idee, dass eine fast 50-jährige Frau nicht leichtfertig oder unüberlegt, gar unbegründet, mit einer solchen Ansprache um die Ecke kommt, kommt Jule nicht. Und was den beschuldigten Trainer angeht, der kann aus Jules Sicht nur ein Säulenheiliger sein, ein sympathischer, selbstloser, lustiger, charmanter Held.
Cathleen und ich würde ihn bei einem One-Night-Stand nicht von der Bettkante stoßen. Auch nicht mit Blick auf den Altersunterschied. Ob aus Attraktivität, ob aus Dankbarkeit, aus falschen Erwartungen oder nur der Sache wegen, sei mal dahingestellt.
Die Kommentare unter dem Blog-Post gehen unisono in diesselbe Richtung: Giftspritze! Hetzkampagne! Unschuldsvermutung! Wenn Jule den Trainer für einen integren Mann hält, dann wird das auch so sein. Punkt. Nun ist es ja so: Gerüchte entstehen schnell und können großen Schaden verursachen, gerade wenn es um sensible Themen geht. Keine Frage. Aber angesichts der Tatsache, dass Jule nicht existiert, ist ihr Leumundszeugnis was genau wert? Richtig: nichts.
Jule ergänzt in den Kommentaren:
Der Vorstand hat hier eigentlich sehr gut reagiert und zu Frau aufgefordert, ihre Vorwürfe schriftlich zu wiederholen. Nachdem sie schriftlich erklärt haben soll, dass es keine Vorwürfe gebe, sondern nur ihr Bauchgefühl, hat der betroffene Mann eine Strafanzeige gegen die Frau erstattet. Ob dabei was rauskommt, weiß ich aber nicht. Ich habe die Informationen allerdings auch nur aus 2. Hand.
Ob es eine Strafanzeige gab? Man weiß es nicht. Sehr bedenklich ist allerdings Jules Aussage am Ende des Beitrags: Ein One-Night-Stand mit einem wesentlich älteren Schwimmtrainer aus DANKBARKEIT? Was bin ich lesend? Das soll im Vereinsleben ernsthaft eine Option sein? Behindertensportvereine bieten ein Zuhause für eine Gesellschaftsgruppe, die statistisch um ein vielfaches öfter von sexualisierter Gewalt betroffen ist als andere Menschen und haben die große Verantwortung, gegen jede Form von Missbrauch, auch präventiv, vorzugehen. Dazu gehören selbstverständlich sexuelle Gefälligkeiten jeglicher Art.
Noch dazu gibt es eine Vorgeschichte zu der 'Warnung', denn es gab bereits einen ähnlichen Beitrag zu einer Trainerin, die bei Jule ebenfalls nicht gut ankommt. Im Januar 2011 nimmt Jule an einem Trainingslager in Niedersachsen teil. Nach der zweiten Nacht gibt es Ärger wegen der Schlafordnung:
Es gab Viererzimmer, die aber nur zu zweit belegt werden mussten. Wir entschieden uns trotzdem, zu dritt ein Zimmer zu nehmen: Cathleen, Simone und ich. Beziehungsweise: In der zweiten Nacht waren wir zu viert. Brauchten allerdings doch nur drei Betten. Cathleen war sich mit einem Typen aus Niedersachsen einig geworden, dass sie kuscheln möchten… Kein Küssen, keine Liebe, kein Sex … aber kuscheln. Und fummeln. Schätze ich. Man bekam davon aber nichts mit. Beide hatten was an, es war dunkel, man hörte nichts, beide waren zugedeckt – allerdings störte sich eine Trainerin aus Niedersachsen daran und machte eine große Szene. Sie hat wohl durch Zufall mitgekriegt, dass die beiden im selben Bett geschlafen haben.
Sie mache sich strafbar wegen Förderung von sexuellen Handlungen Minderjähriger. Meine Güte! Ich bin vielleicht nicht die geborene Jugendleiterin, aber solange sie nicht ungeschützt poppen, sondern nur kuscheln und ein bißchen unter der Decke angezogen fummeln und das noch so diskret, dass es eigentlich keiner mitkriegt … könnte es auch sein, dass sie sich nur gewärmt haben, denn es war nachts eher kühl in den Räumen.
Aber die Trainerin machte sowieso aus allem ein Drama. Fand ich persönlich. Ihr Trainerkollege hat mit seiner Freundin zusammen ein Zimmer gehabt und dort auch eine dritte Person drin gehabt, die wiederum mit der Freundin eng befreundet war. Ob die dadrin einen flotten Dreier gemacht haben oder sich einfach nur gut verstanden haben, ist mir völlig banane. Sollen sie doch. Vielleicht bin ich dafür zu jung, um daran etwas schlimmes zu sehen. Trainer und Freundin waren Mitte 30, die Dritte war 27. Er müsse mit gutem Beispiel voran gehen, forderte die Trainerin aus Niedersachsen. Er hätte ein Einzelzimmer nehmen müssen. Das „Problem“ war nur, dass sich, bis auf diese Trainerin, absolut niemand daran gestört hat.
– Jule, 16. Januar 2011
Wir wollen jetzt nicht päpstlicher als der Papst sein, aber natürlich hat man als erwachsene Begleitperson eine Aufsichtspflicht und muss darauf achten, diese zu erfüllen, auch im Sinne des Jugendschutzes. Das bedeutet konkret: Sexueller Missbrauch an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist gemäß §§176 ff. StGB immer strafbar. Sexuelle Handlungen zwischen Jugendlichen (16 bis 18 Jahre) sind nicht strafbar, ihnen ist aber auch nicht Vorschub zu leisten. Die Förderung sexueller Handlungen zwischen und mit Jugendlichen (bis 16 Jahre) ist nicht erlaubt und strafbar, es sei denn, man hat eine schriftliche Erlaubnis der Eltern, die sexuelle Handlungen explizit einräumt. Zusätzlich geht es hier um behinderte Kinder und Jugendliche oder junge Erwachsene, die eventuell nicht die Fähigkeit zu sexueller Selbstbestimmung besitzen.
Es ist nicht überliefert, wie alt Cathleen und ihr 'Typ aus Niedersachsen' sind, aber die besagte Trainerin hat in jedem Fall richtig gehandelt und nein, unsere ‚Jule‘ ist offensichtlich wirklich nicht die geborene Jugendleiterin. Von daher: Respekt an die Trainerin, die ihre Augen nicht verschlossen hat - ganz egal, wer den Blog-Post geschrieben hat. Denn um nochmal auf die 'Warnung vor einem Kinderschänder' am Anfang zurückzukommen: Dieser Beitrag war nicht neu, sondern recycelt.
Der Autor Schlurfrakete, der den Wikipedia-Eintrag von Jule Stinkesocke erstellt, hat einen seltenen Usernamen. Kann es Zufall sein, dass sich am 29. Januar 2008, fast ein Jahr vor Jules Aufschlag, ein User namens Schlurfrakete bei Planet-Liebe anmeldet, wohnhaft im Speckgürtel von Hamburg? Mit den Interessen: Internet, Schwimmen, Basketball?
Schlurfrakete steigt direkt ein mit Missbrauchsvorwürfen und fragt: „Sind Schwänze so unberechenbar wie Atomkraftwerke?“:
Ich habe mit 16 Jahren meinen Jugendleiter-Schein gemacht (damals gab es noch eine rosa Pappe und noch keine so tolle Plastikkarte), um Jugendveranstaltungen organisieren und leiten zu können. Mich hat es damals genervt, dass andere nichts zustande brachten, also bin ich selbst aktiv geworden.
Seitdem habe ich auch noch einen Übungsleiter-Schein gemacht und aktuell leite ich zwei Sportgruppen mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwischen 12 und 18 Jahren.
Rufen mich doch vor einigen Tagen unabhängig voneinander zwei Kinder an, eine andere Übungsleiterin hätte sie ausdrücklich vor mir gewarnt. Man müsse sich vor mir in Acht nehmen. Beide Jugendlichen (16 und 17) fanden diese Warnung so absurd, dass sie mir die gesteckt haben.
Ich habe die betreffende Übungsleiterin darauf angesprochen (was das soll). Antwort: Sie habe generell gewarnt, dass man sich als Frau niemals sicher sein könne, dass ein Mann nicht zu sexuellem Missbrauch bereit sei. Die Warnung gelte für jeden, selbst für mich.
Um das gleich klarzustellen: Kinder und Jugendliche sollen über so etwas aufgeklärt sein und nicht ins offene Messer laufen. Das sehe ich genauso wie meine Kollegin. Aber um diesen Preis? Ich bemühe mich um eine geschlossene Gruppe und jetzt kommt jemand daher und will die Männer ausgrenzen, weil „sie einen Schwanz haben und Schwänze potentiell so unberechenbar sind wie Atomkraftwerke“ (Zitat aus dem Gespräch zwischen der Kollegin und den Jugendlichen).
– Schlurfrakete, 29 Januar 2008
Das ist einfach 1:1 dieselbe Geschichte, die Jule in 'Beschützerinstinkt' erzählt. Nach vier Jahren sollte man eigentlich wissen, was bei der angeblichen Strafanzeige des Mannes gegen die Trainerin herausgekommen ist - und zwar ganz aus 1. Hand.
Ihre Pflegetochter Helena berichtet erst von einem 'kuscheligen' Reitlehrer, der mit ein Grund dafür ist, dass sie aus dem Reitverein austritt, im März 2023 schließlich von einem seltsamen Trainer, der sie nackt wiegen wollte:
Ich war heute etwas eher in der Schwimmhalle weil ich meine Trainings Protokolle noch nachtragen wollte. Ein Trainer der überhaupt nichts mit mir zu tun hat meinte gut das er mich sieht ob ich mitkommen kann er möchte für die Wettkampf Kartei meine Größe und mein Gewicht …/2
(2) messen drüben im Kraftraum. Von allen andern hat er das schon nur ich fehle noch. Ich bin mit, Größe hat er sich aufgeschrieben und Gewicht hab ich mich ausgezogen Badeanzug hatte ich drunter. Meinte er ich soll den auch noch ausziehn 😳😮 ich würde garnicht glauben …/3
(3) wieviel das noch ausmacht. Ich hab kein Problem nackt zu sein aber ich hab gesagt ich kann mit den 100 Gramm mehr leben ich bin eh zu leicht. Ob ich mich schämen würde etc und das sind nicht nur 100 Gramm. Ich habs trotzdem nicht gemacht. Ich war dann ganz normal beim …/4
(4) Training mit meinem Trainer und zu Hause hat Muddi aber den Vorsitzenden angerufen. Es gibt eine Kartei und Größe und Gewicht werden regelmäßig aufgeschrieben aber niemand muss sich dafür nackt ausziehen. Der Dude ist 9 Jahre älter als ich und … bäh. Ich fürchte …/5
(5) die schmeißen den jetzt raus was echt krass wäre weil der schon ganz lange da ist und auch bekannt ist. Das war aber richtig weird und ich möchte das nicht nochmal erleben ich krieg jetzt noch Puls wenn ich dran denke. 🙈
Auch hier ist nichts Konkretes passiert, aber auch dieses Mal reagiert Jule eigentümlich: Sie zeigt den Trainer nicht an, da er sich 'in seinem Tun bestätigt fühlen könnte, wenn die Anzeige eingestellt wird'. Ernsthaft Jule?! Ist das der Beschützerinstinkt gegenüber Schwimmtrainern?
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Jule Stinkesocke: Das Tagebuch
Teil 1: 2009 - 2010
[Anzeige*] Die 16-jährige Jule kann fast ein Jahr nach ihrem schweren Unfall endlich das Krankenhaus verlassen und zieht mit Freunden vom Behindertensport in eine WG. Sie findet eine barrierefrei zugängliche Schule, steigt in Klasse 11 wieder ein und findet trotz Mobbing wieder Anschluss. Ihre Leidenschaft wird nun der Sport: Paratriathlon. Und sie hat ihren ersten richtigen Freund Jan, was sie wegen ihrer Behinderung als problematisch empfindet. Doch Jule findet immer Wege.
Jule Stinkesocke: Das Tagebuch
Teil 2: 2011 - 2012
[Anzeige*] Jule zieht mit ihren Freunden aus der WG in ein inklusives Projekt in einer ehemaligen Fabrik. Ihr Freund Markus entpuppt sich als Amelotatist, was sie nicht mit ihren Vorstellungen von einer Beziehung vereinbaren kann. Sie bekommt das Angebot, bereits nach Klasse 12 gemeinsam mit ihrer besten Freundin Marie ein Medizinstudium zu beginnen und auch hier meistert sie alle Hürden.
Platz 3
Fetische bedeuten natürlich nicht automatisch Missbrauch, aber genau so wenig haben sie etwas in einem Behindertensportverein und noch viel weniger in der Nähe von Kindern verloren. Sie sind allerdings in Jules Blog ein häufiges Motiv, das man nicht übersehen kann. In diesem Fall geht es um Neopren: Das ist nicht nur Sport-, sondern auch Fetischbekleidung zur sexuellen Befriedigung, oft gemeinsam mit Lycra. Darüber hinaus kann damit ein Pipi-Fetisch in Kombination mit Wasser bedient werden. Dabei geht es zum einen um das Bewusstsein, dass andere Leute es nicht sehen können, wenn man einfach laufen lässt, zum anderen aber auch um das ‚wunderbar warme‘ Gefühl.
Der Plot: Die Geschichte um die 'Neopopos' hat eigentlich 4 Teile und nimmt ihren Anfang im August 2010 - es geht um einen älteren Mann aus dem Verein, bereits fast 30, der Frauen, die einen Neoprenanzug tragen, sexy findet und ihnen gerne beim An- und Ausziehen des Neos hilft. Er schaut Jule, die noch nicht ganz 18 ist, immer auf den Po, sobald dieser in einem Neo steckt, fühlt, ob auch alles richtig sitzt und macht hin und wieder 'entsprechende Bemerkungen'. Jule findet sein Verhalten 'respektvoll und schmeichelhaft'. (Sie fände es übrigens auch ok, wenn er keinen Popo-Fetisch, sondern einen Pipi-Fetisch hätte.)
Dass ich mich extra für ihn und extra unauffällig in den Sand gelegt habe, mit nassem Neo, Po nach oben, um ihm den Kopf zu verdrehen, ist doch klar. Dass ich den extra lange anbehalten habe, nur für ihn, ist doch auch klar. Dass ich ihn gefragt habe, ob wir noch eine Abschlussrunde zusammen schwimmen wollen, nach dem gemeinsamen Neo-Training im See, fand er auch gut. Und ich fand es auch schmeichelhaft. Ich habe auch nichts dagegen, dass er meinen Hintern bestaunt. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn er ihn anfassen würde.
Man fragt sich wirklich, ob das jetzt der Ernst von 'Jule' ist. Gerade Behindertensport ist ein extrem sensibler Bereich und sie haut einfach mal die Botschaft raus: Mädels, heizt Kerle mit Fetisch ganz besonders an, das kommt voll gut! Räkelt euch, reibt euch, lasst euch ordentlich begrabbeln. In diesem Zusammenhang stößt auch eine Geschichte über ein 11jähriges Mädchen, das unbedingt bei Jules Schwimmtraining im See mitmachen will, übel auf. Es hat keinen eigenen Neoprenanzug, leiht sich aber den von Marie. Sie fühlt sich darin nicht nur wie eine Leistungssportlerin, sondern auch voll sexy:
Als wir dann endlich alle im Wasser waren, schwamm unser Küken auf mich zu: „Das fühlt sich richtig erotisch an in dem Ding!“ – Marie ging fast unter vor Lachen. Unser Küken lachte schüchtern mit. Ich fragte sie: „Was meinst du denn damit?“ – „Na das fühlt sich richtig toll an, das kribbelt im Bauch.“ – „Das liegt an deinen Würstchen und der Limo.“ – „Quatsch, ich hab auch Herzklopfen dabei!“
Das Mädchen ist 11, behindert, und bekommt sofort sexuelle Gefühle, sobald es einen Neoprenanzug trägt. Sie will ihn gar nicht mehr hergeben. Echt jetzt? Ja Marie, das ist unfassbar lustig, vor allem mit einem Neopren-Fetischisten im Verein, der zwei Jahre nach der ersten Erwähnung immer noch Mitglied ist. Wenig später taucht er nämlich wieder in einem Beitrag auf - im Juni 2012 sorgt der Fetisch für einigen Wirbel.
Jule hat ihre Technik, den Mann in Stimmung zu bringen, mittlerweile noch verfeinert:
Es ist klar, dass, wenn der Typ daneben sitzt, ich meinen Neo nicht alleine über meinen Po kriege, sondern Hilfe brauche. In der Tat geht es mit Hilfe sehr viel einfacher. Nun gibt es natürlich Tricks. … ich bitte halt jemanden, vorzugsweise den besagten Typen, ob er mich kurz festhalten kann. Also sich mit einer Hand am Steg festhalten und mich mit der anderen Hand so fest an sich randrücken, dass ich nicht untergehe. Dass ich (und andere) vorzugsweise den besagten Typen frage, gehört einfach zu dem ganzen Spielchen dazu.
Man kann auch fragen, ob er einmal fühlen kann, ob der Reißverschluss richtig zu ist oder am Po alles richtig sitzt. Wir haben auch schonmal ausprobiert, wie man sich gegenseitig im Wasser zieht, wir haben am Strand ausprobiert, wer stärker ist und sahen aus wie die panierten Schnitzel … es macht einfach Spaß.
Doch dieses Mal wird der spaßige Neo-Liebhaber nach dem Training von 3 Männern aus dem Verein ins Gebet genommen, die etwas gegen das sexualisierte Klima einzuwenden haben, weil er Mädchen (die jüngsten in seiner Gruppe sind 16 Jahre alt) an den Po fasst. Jule bezeichnet die Männer kurzerhand als 'Spielverderber', da sie den Neo-Fetisch und entsprechende Berührungen für harmlose Flirterei hält. (Ich persönlich finde ja, dass in keinem Verein oder sonstwo ein erwachsener Mann Mädchen zu betatschen hat, aber wahrscheinlich bin ich eben auch prüde und ein Spielverderber.)
In Teil 3 kommt es deswegen zwei Wochen später zum Showdown, einem ausführlichen Gespräch, bei dem ein Vorstandsmitglied (der von Jule oft erwähnte 'Häuptling') anwesend ist, ebenso zwei 'gewählte Leute für eben genau solche Fragen' (Frauen bzw. Kinder und Jugendliche), ein Dutzend Frauen aus den Trainingsgruppen sowie fünf Elternteile.
Lisas Vater singt ein Loblied auf den Behindertensportverein und verkündet, dass es nun mal viele verschiedene Menschen gebe und diese Vielfältigkeit gut sei. Der Neoliebhaber würde sich zwar besonders benehmen, aber in einem noch lange tolerierbaren Rahmen. Die Po-Betatscherei würde freiwillig und mit Zustimmung der Mädchen stattfinden, ausserdem 'zwar regelmäßig, aber nicht ständig und oft.' Hört, hört!
Man könne seine Kinder und Jugendlichen nicht vor dem Leben beschützen. Und damit seien für den Vater Wachsamkeit und Entschiedenheit korrekt, man dürfe es aber nicht übertreiben und er erlaube sich die Nachfrage, in welcher Mission diese drei Leute unterwegs gewesen seien, wenn sie nicht vom Vorstand geschickt wurden: Es rieche für ihn danach, als hätte man einen Vorwand gebraucht, um jemanden einzuschüchtern.
In der weiteren Diskussion einigt man sich darauf, dass der Neo-Fetischist ein ganz toller Typ ist, den alle voll super finden und natürlich hat das alles niemals nicht etwas mit Sex zu tun: Der arme Mann soll einfach nur ganz fies gemobbt werden.
Zum Ende des Abends bat die Frauenbeauftragte noch darum, dass ein anonymes Meinungsbild erstellt werde. Alle Anwesenden wurden aufgefordert, anonym auf einen Zettel zu schreiben, ob sie sich von dem Neopren-Typen belästigt fühlen. Es schrieb niemand „Ja“ drauf. Keine Ahnung, was dann passiert wäre. Dann hätten sie ja nur jeden einzelnen in ein vertrauliches Gespräch nehmen können. Aber so blieb es dabei: Viel Lärm um nichts.
Und damit ist aus meiner Sicht alles gesagt. Ich bin der Überzeugung, dieses Acht-Augen-Gespräch am See diente nur dazu, ihn rauszumobben oder sich wichtig zu tun. Solche negativen Geschichten verbreiten sich leider schneller als einem lieb ist und sie halten sich auch hartnäckig.
Oje! Jeden einzelnen in ein vertrauliches Gespräch nehmen als Alternative? Wie furchtbar. Undenkbar. Immer dieser unnötige Trouble im Verein: Erst kommt, siehe Platz 4, eine rachsüchtige Trainerin um die Kurve, die einen unschuldigen Übungsleiter rausmobben will und nun ist der harmlose Fetischist das Opfer. Es gibt aber auch gemeine Menschen!
Damit ist alles wieder in Butter. Präventions- und Schutzmaßnahmen werden nicht angesprochen. Jule und zwei ihrer Freundinnen machen quasi als Entschuldigung einen Ausflug mit dem Mann an den Strand, damit er dort seinen Fetisch ohne Mobber-Aufsicht richtig ausleben kann:
Und unser Sportkollege? Der hatte wohl seinen bisher schönsten Tag dieses Jahres. Drei knackige Elfen hust, denen er in die Anzüge helfe durfte (und auch wieder raus), die er im Wasser etliche Male knuddeln durfte, um auszudrücken, wie sehr er sich freue, und die hinterher zusammen mit ihm heiß duschten. Der Raum mit der rolligerechen Dusche a Strand ist zwar groß genug, hat selbstverständlich aber nur eine Duschbrause (und nicht vier).
An dieser Stelle muss sich Jules Sportverein schon die Frage gefallen lassen: Was war da los? Konnten vor 10 Jahren Fetischisten ungehindert ihre Kinks ausleben und Mädchen betatschen? In einem Behindertensportverein, in dem viele Kinder mit kognitiven Beeinträchtigungen sind? Ab welcher Häufigkeit wäre Kinder-Befummeln eigentlich nicht mehr okay, so ab 15 Mal die Woche vielleicht?
Himmel hilf, dass solche Szenen nur der Fantasie des Verfassers entspringen.
Platz 2
In der Regel sind Jules Sexgeschichten eher auf Bravo-Niveau und beinhalten einen Whirlpool oder einen See. Es geht aber auch größer: Die epische Saga von der Sex-Yacht umfasst 7 Teile. Sie hat im Gegensatz zu den anderen Beiträgen in den Top 5 einen großen Vorteil: Sie ist ganz offensichtlich ein reines Fantasieprodukt, aber immerhin der unterhaltsamen Art - hier geht es direkt zum lesenswerten Teil 1. Im Nachhinein kaum zu fassen, dass überhaupt ein Mensch diesen Plot geglaubt hat, aber in den Kommentaren finden sich keine Zweifel daran.
Der Plot: Die Rollstuhlfahrerin Bärbel, die Jule seit ein paar Wochen vom Studium an der unbekannten Uni kennt, schwärmt ihr von einem kostenlosen Yacht-Urlaub auf dem Mittelmeer in der Nähe von Marseille vor. Shane, eine Amerikanerin, die auch in Bayern, aber an einer anderen Uni studiert, hat eigentlich Bärbel zu diesem Trip eingeladen, diese kann wegen einer Hautverletzung aber leider nicht teilnehmen. Sie schlägt Shane kurzerhand ihre neue Bekannte Jule plus Marie als Vertretung vor: Insgesamt 12 Personen kommen mit, alles umsonst bis auf Hin- und Rückfluge und das Essen.
Die 45-Meter-Yacht gehört Shanes Eltern, und da eine Tante wegen Multipler Sklerose im Rollstuhl sitzt, hat man bei der Ausstattung des Luxus-Kahns auf breite Türen und wenig Schwellen geachtet, so dass man auch mit dem Rolli überwiegend klar kommt. Durch Bärbels Absage ist ein rollstuhlgerechtes Zimmer auf der Yacht frei. (Seit wann reicht der Umbau von ein paar Türen und Schwellen für die Barrierefreiheit einer solchen Yacht, die in der Regel mehreren Ebenen hat, erreichbar über schmale Treppen?)
Obwohl Bärbel schon im vorherigen Jahr dabei war und sich Shane vor dem Abflug sogar persönlich zum Kennenlernen mit Jule trifft, hält es niemand für notwendig, sie zu informieren, dass es dabei um einen besonderen Yacht-Urlaub mit ‚Swinging, Swapping und Gruppenaktivitäten wie Mottopartys‘ geht. Bäm. Es handelt sich in Wahrheit um eine barrierearme Inklusions-Bumsyacht, wie Jule, bereits auf offener See, feststellen muss.
Allerdings fühlte ich mich etwas angemacht, als eine Teilnehmerin, etwa 30, mich mit „du musst gar nicht so böse gucken“ zurechtwies, als ich zugegebenermaßen verdattert realisierte, wie sie sich gerade für alle sichtbar auf dem Ledersofa vor dem Fernseher durchbügeln ließ. Komplett nackt natürlich. Marie und ich rollten nach draußen, um Shane auf der Terrasse zu treffen. Sie war immerhin noch mit einem Top bekleidet. Aber eben auch nur mit einem Top. Was soll ich sagen? Ihre Vagina sah hübsch aus, überhaupt ihr ganzer Körper war durchaus ansprechend, wenn nicht sogar sehr erotisch.
Marie, direkt wie sie eben sein kann, fragte Shane: „Du, sag mal, wieso ficken da eigentlich welche in der Fernseh-Ecke?“ – Spontane Antwort: „Weil sie es können!“
Soso. Ob uns denn niemand gesagt hätte, was für eine Pfingstparty hier steige und falls es uns tatsächlich niemand gesagt hätte, ob wir wirklich geglaubt hätten, man starre drei Tage auf das weite Meer und meditiere. „Ähm, ja, nein“, stotterte ich.
Die ganze Geschichte fängt unglaubwürdig an und hört auch genauso auf. Welche Millionärstochter bekommt keine 10 Freunde zusammen, wenn es um einen Yacht-Trip für umme geht und lädt stattdessen zwei völlig fremde Rollifahrerinnen zu einer munteren Highclass-Swinger-Orgie ein, ohne ihnen zuvor reinen Wein einzuschenken oder zumindest ihre sexuellen Präferenzen zu ergründen? Bei einem solchen Urlaub geht es doch genau darum, dass Leute mitkommen, die voll Lust auf Swingen, Swappen etc. haben und ein aktueller Test auf Geschlechtkrankheiten ist für eine solche Party unabdingbar, genau wie Safer Sex, was aber an keiner Stelle erwähnt wird.
Die Kosten für die Yacht dürften locker in den 5-stelligen Bereich kommen – Shane besteht aber darauf, dass sie die Mahlzeiten, sozusagen Peanuts, bezahlen müssen. Obwohl den ganzen Tag Essen gereicht wird (zu Jules Freude gibt es wie am Mittelmeer unüblich kleine Würstchen und Spiegeleier zum Frühstück), bekommt sie die Köchin genau wie den Kapitän übrigens nie zu Gesicht. Es scheint sich um Hauselfen zu handeln. Was sie hingegen als erstes ausführlich erklärt bekommt, ist der Fäkaltank und es hätte auch sehr verwundert, wenn Jules Lieblingsthema nicht zur Sprache gekommen wäre.
Rund um Jule und Marie wird fröhlich gebimst, was das Zeug hält, aber nach einem ersten Schock beschließen sie, den Ausflug nicht abzubrechen.
3 Regeln: Nein heißt nein, weiß nicht heißt nein, ja heißt ja
Die Yacht ankert schließlich trotz Tiefgang von fast 3 Meter an einer Sandbank, so dass man brusttief im Wasser steht. Jule probiert das in der 2. Nacht mit ‚Matthias‘ aus und lernt dabei die 4. Regel kennen: Nein heißt anscheinend auch ja, denn obwohl sie Matthias mehrmals energisch dazu auffordert, sie loszulassen, hält er sie eine ganze Weile fest im Arm. Diese Übergriffigkeit und Regelüberschreitung fällt Jule in ihrer üblichen Unreflektiertheit nicht weiter auf und nach einem Wettschwimmen um das Boot fällt sie erschöpft neben Marie ins Bett und masturbiert erst mal.
Die 1. Party hat das Motto DOMINANZ. Jule kauft in einem Sex-Shop in Marseille ein Hundehalsband und Leine, bindet das Equipment Marie um, die daraufhin das Abendessen als „Hund“ auf dem Boden verbringt und gelegentlich eine Weintraube isst. Ihre Miturlauber versuchen sich derweil an BDSM, Kerzenspielchen und Zehenlecken. Die 2. Party hat das Motto SCHLAFEN und ist ungleich öder, da sich Jule, Marie und Matthias in ihren Schlafanzügen (was man halt für einen Urlaub bei 30 Grad so dabei hat) in Schwimmringe legen und ums Boot treiben lassen.
Sie werden für den Urlaub im nächsten Jahr wieder eingeladen (Bärbel scheint out zu sein) und Shane besteht darauf, dass sie dann unbedingt mal bei den beiden Rollifahrerinnen schlafen will. Leider ist ihr dieser Wunsch erst nach dem Anlegen eingefallen.
Es erschließt sich nicht ganz, was diese Fantasiegeschichte soll. Entweder sind es einfach die sexuellen Träume des Verfassers oder es soll ein Signal darstellen: Auch Rollifahrer sind so sexy, dass sie bei einem Swinger-Event willkommen sind. Man darf ihnen nur vorher nicht erzählen, was sie erwartet.
Im darauffolgenden Jahr sind Jule (dieses Mal mit Partner) und Marie wieder am Start und teilen sich zu dritt das Bett im rollstuhlgerechten Yacht-Zimmer. Leider ist in der 2. Staffel komplett die Luft raus: Es weder geswingt noch geswappt noch mit Shane gefummelt, nicht mal ein flotter Dreier mit Marie ist drin. Das einsame Highlight ist ein Gummitier-Rennen mit aufblasbaren Badeinseln, Schwimmreifen und 'tierisch geformtes Plastikzeugs'. Wer am schnellsten damit von der imaginären Start- zur Ziellinie kommt, gewinnt einen Cocktail.
Man ist fast dankbar, dass es keine Fortsetzung dieser Saga gibt.
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Jule Stinkesocke: Das Tagebuch
Teil 5: 2019 - 2022
[Anzeige*] Jule lebt mit Marie und ihrer Pflegetochter an der Ostsee. Sie verfolgt weiter hartnäckig ihren Weg zur Kinderärztin. Helena muss genau wie früher Jule gegen Mobbing in der Schule und im Alltag kämpfen.
Bonusmaterial: Die kuratierten Tweets von Jule und Helena
Platz 1
Der Plot: Die Studentin Jule, die nach einem Uniwechsel am Anfang des klinischen Abschnitts steht, kommt einigermaßen verstört aus einem Seminar mit Schwerpunkt „Sexualisierte Gewalt“.
Schon der Einstieg ist Humbug: Im 5. Semester stehen Vorlesungen zu Pathologie, Mikrobiologie und Virologie auf dem Stundenplan, zusätzlich auch Laboratoriumsdiagnostik. Warum sollte als Grundlage der Humanmedizin die Thematik „Sexualisierte Gewalt“ gelehrt werden? Wie auch immer: Dieses an den Haaren herbei gezogene Seminar läutet einen Blogbeitrag über einen älteren Mann (sic!) ein, der Jule und Marie ‚Täterstrategien‘ vorstellt.
Ich kenne aus dem Norden einen inzwischen etwas über 40 Jahre alten Menschen, männlich, dessen mehrjährige Partnerin Opfer sexualisierter Gewalt war. Erst nach deren Trennung, während einer anschließenden Freundschaft, hat sie ihm erzählt, was ihr als Kind widerfahren ist. Die Freundschaft besteht inzwischen auch nicht mehr. Geblieben ist aber sein Kampf gegen sexuellen Missbrauch. Er berät und begleitet als studierter Wissenschaftler auf sozialpsychiatrischer Ebene straffällig gewordene Täter oder jene Menschen, die befürchten, Täter werden zu können. Das heißt: Er versucht mit seinen Möglichkeiten (im Rahmen eines anerkannten Beratungsprogramms) auf Menschen einzuwirken, damit sie keine sexuellen Übergriffe auf andere Menschen verüben.
Kennengelernt haben Marie und ich diesen Mann auf einer Feier von Maries Mutter.
Als ich kürzlich bei Marie zu Hause zum Essen eingeladen war und anschließend am Tisch von meinem Seminar und vor allem meiner Seminararbeit erzählte, sagte Maries Mutter: „Ruf doch den mal an und frag, ob du dich mit ihm treffen kannst und ob er dich beraten kann. Er kann dir bestimmt helfen, die richtigen Quellen zu finden und die wichtigen Punkte herauszuarbeiten.“
Der studierte Wissenschaftler liefert den beiden Medizinstudentinnen einen dermaßen unprofessionellen Anschauungsunterricht am Badestrand, dass dieser Beitrag einfach nur widerlich erscheint. Er lockt mit einer aufblasbaren Schwimminsel (war die auf der Sex-Yacht übrig?) kleine Mädchen an, die wie in unzähligen anderen Jule-Geschichten darauf herumtollen, als wenn sie sonst keine Freude im Leben hätten. Währenddessen bringt er heimlich an Jules und Maries Bauch unter den Schwimmanzügen eine Art Aufkleber an.
Später entlockt er den kleinen Mädchen von der Schwimminsel am Strand beim Grillen ihre Adresse, indem er sie fragt, ob sie nur im Urlaub da sind oder gar in der Nähe wohnen – äh, wozu?
„Ich weiß jetzt, wo die Kinder wohnen und stehe morgen dort wieder vor der Tür. Um sie dann irgendwo mal ganz zufällig wieder zu treffen. Als der liebe Onkel mit der tollen Palmeninsel. In der Zwischenzeit mache ich ganz viele tolle Fotos von ihnen, ihr Haus wird ab sofort von mir observiert. Und bei nächster Gelegenheit berühre ich sie wieder unsittlich. Aus Versehen natürlich.“
Wie schön, dass 'liebe Onkel' so genaue Instruktionen frei Haus bekommen. Schließlich weist er Jule und Marie auf die heimlich von ihm angebrachten Aufkleber hin. Die beiden jungen Frauen sind erstmal entsetzt darüber, dass sie nicht gemerkt haben, wie diese platziert wurden. Aber Jule kann es diesem Mann nicht nachtragen:
Nein, natürlich nehme ich es ihm nicht übel. Ich hätte es ihm auch nicht übel genommen, wenn er mir das Ding noch ganz woanders hingeklebt hätte. Ich bin ihm dankbar.
Ihretwegen hätte der Aufkleber wohl auch zwischen den Beinen oder auf der gelähmten Blase pappen können, gar kein Ding. Im Januar 2012 hat sie sich bereits gefragt, ob es überhaupt Missbrauch eines Körperteils gibt, wenn man diesen gar nicht spürt:
Ich hatte kürzlich die Diskussion mit einer anderen querschnittgelähmten Sportlerin darüber, ob einem der Teil des Körpers „gehört“, den man nicht fühlt, den man nicht kontrollieren kann, der zum Teil ein Eigenleben führt (Muskelkontraktionen etc.) und ob es ein Missbrauch dieses Körperteils ist, wenn man sich selbst zum Beispiel mit Fingern oder gar einem Gegenstand streichelt oder sich gar penetriert, um auf indirektem Weg sexuelle Lust zu verspüren – statt es auf direktem Weg in einem Bereich zu machen, über den man noch Empfinden hat (Brüste etc. – oder eben die Ohren). Eine interessante Frage, wie ich finde.
Wenn ein junges Mädchen eine Penetration gar nicht spürt, dann ist das also was? Auch bei den 'Täterstrategien' fällt wieder wie schon bei den Missbrauchsvorwürfen der Trainerin der Begriff ‚Kinderschänder‘, zusätzlich ‚ Kinderfleisch‘. Diese Worte benutzen ältere Menschen, bei denen noch nicht angekommen ist, dass man sie in seriösem Kontext schon lange nicht mehr verwendet, auch nicht in irgendeiner ‚Szene‘ . Und Jule verkauft das ihrer beachtlichen Leserschaft als professionelle Beratung eines Fachmanns.
Ja, die Leserschaft hat bestimmt verstanden, dass Mädchen im Rollstuhl nicht spüren, wenn sie in unteren Körperregionen intensiv berührt werden. Danke dafür. Bei einer Querschnittlähmung ist das auch nachvollziehbar. Warum Marie mit Spina bifida keine Empfindungen mehr hat, bleibt allerdings unklar.
Im August 2020 setzt ein anderer Mann die vom seriösen Wissenschaftler demonstrierte Täterstrategie an der Ostsee um. Jule findet es zwar creepy, scheint sich aber nicht mehr an den eigenen Blogbeitrag zu erinnern:
Glücklicherweise ist die erfundene Helena so ein keckes Kind. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass auch dieser ganze Plot nur ein Fantasieprodukt ist und es keine realen Kinder gibt, die so angegroomt wurden.
© Alle Rechte liegen bei Piri Robinson.
Pressekontakt: presse@imperialcrimes.de
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