Die Welt
von Jule Stinkesocke
Eine Heldenreise
Lesedauer: 23 Minuten2009 - 2023
Jule Stinkesocke ist ein einmaliger Realfake in Deutschland. Über 15 Jahre lang wurde zehntausenden Lesern im Internet das Leben der querschnittgelähmten Julia Gothe aus Hamburg vorgetäuscht, bis sich 2023 herausstellte: Sie existiert nicht.
Es war einmal, in einer Zeit vor Social Media
Etwa um 1999 nahmen Blogs Fahrt auf: Durch Anbieter wie WordPress und Blogspot wurde es technisch sehr einfach, selbst Autor zu sein und seine Gedanken im Internet zu veröffentlichen. Bloggen entsprach dem Zeitgeist, Bloggerin, das war fast schon so etwas wie Journalistin. Blogrolls waren unendlich wichtig, Blogparaden und Verlinkungen sorgten für den Aufbau einer Blogger-Community und durch die Kommentarfunktion konnte eine rege Diskussion entstehen.
Am 2.1.2009 ging Jules Blog 'Aus dem Leben einer Stinkesocke' online.
"Ich hab Stress mit meinen Eltern. Genauer gesagt mit meiner Muddi. Die wird morgen 50. Ich bin im Krankenhaus seit einiger zeit und meine Eltern gehen mir einfach nur noch auf den Keks weil sie einfach nur ungeduldig sind, besonders meine Mutter. Vor Weihnachten haben wir uns so heftig gezofft, dass ich sie gebeten habe, mich ganz in Ruhe zu lassen und hier erst mal nicht mehr vorbei zu kommen. Sie haben gesagt, dass sie sich daran halten, aber nur bis zum Geburtstag von meiner Mutter. Der ist morgen."
- Jule, 2. Januar 2009
Der Blog war das persönliche Tagebuch von Julia 'Jule' Gothe und hatte 2023 über 12 Millionen Aufrufe. Nachdem sie am 2. April 2023 als Fake enttarnt wurde, wurden der Blog und auch ihr Twitteraccount von 2014 sowie der Account ihrer Pflegetochter gelöscht. Ihre Fans waren bodenlos enttäuscht, aber auch wütend. Viele konnten es gar nicht glauben, doch seitdem wurde von offizieller Seite mehrfach bestätigt, dass es keine Julia Gothe gibt und ihr Leben frei erfunden ist.
2024
Was bleibt ein Jahr später? Das Resümee der Causa Jule Stinkesocke fällt nüchtern aus: Man hätte es eigentlich wissen können. Man wollte es nur nicht sehen. Zu schön war das Bild einer behinderten jungen Frau, die trotzdem alles im Leben erreichen kann.
'Aus dem Leben einer Stinkesocke' ist nicht mehr und nicht weniger als ein gelungenes langjähriges Storytelling mit Heldenreise. Da die Geschichten nie als 'fiktional' gekennzeichnet wurden, nahmen sie zehntausende Menschen für bare Münze und verehrten Jule als inspirierende Aktivistin, die alle Herausforderungen meistert. Die Persona 'Julia Gothe' wurde dabei im Laufe der Zeit immer weiter von der unsicheren Schülerin zur selbstbewussten Ärztin im Rollstuhl, talentierten Parasportlerin und engagierten Mutter eines behinderten Pflegekindes aufgebaut.
Jule
Plot
Jede Heldenreise beginnt mit einem Call, der den Protagonisten aus der gewohnten Welt reißt. Jule ist behütet in Hamburg-Lurup aufgewachsen, aber nach einem tragischen Autounfall mit 15 hat sie fast ein Jahr im BG Klinikum Hamburg („Boberg“) verbracht, ist seitdem querschnittgelähmt und muss sich von ihrem ganzen früheren Leben, auch Eltern und Freunden, lossagen. Sie ist unsicher und hat viele Ängste: Wo wird sie leben, wo zur Schule gehen? Welcher Mann wird sie jemals wollen?
"Ich liege jetzt hier seit 7 Monaten in einer Spezialklinik und realisiere, dass mein Alltag der Urlaub war und kein neuer Urlaub mehr kommt. Und vor allem bin ich in den falschen Flieger „nach Hause“ gestiegen. Da wollte ich nie hin! Ich befinde mich in einem unbekannten Land, kenne mich nicht aus und muss mich durchbeißen. Und dann kriegt man einen Brief: Willkommen in Ihrer neuen Welt. Diesen Stand haben Sie in ihr. Sieht übel aus, oder? Aber trotzdem alles Gute für Ihren weiteren Weg."
Scheiße.
- Jule, 4. Februar 2009
Im Juni 2009 fängt sie trotzdem ganz neu an und hat dabei zahlreiche Helfer und neue Freunde als Unterstützung an ihrer Seite, die bei Prüfungen und Bewährungsproben in der neuen Welt helfen. Ein wichtiger Baustein für ihre Selbständigkeit ist dabei der Führerschein, den sie bereits mit 16 im März 2009 und einer Ausnahmegenehmigung für unbegleitetes Fahren während des Klinikaufenthalts macht.
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Erschwerend kommt hinzu, dass diese Ausnahmegenehmigung für Jugendliche ab 17 Jahre nur erteilt werden kann, wenn sie bestimmte, klar definierte Strecken alleine zurücklegen müssen, in der Regel Fahrten zum Ausbildungsplatz. Voraussetzung dafür ist das Vorliegen einer besonderen persönlichen Härte für den Antragsteller.
Jules Situation im März 2009 ist allerdings so, dass sie weder weiß, welche Schule sie nach der Entlassung besuchen noch wo sie wohnen wird. Zu diesem Zeitpunkt steht immer noch eine Rückkehr in ihr Elternhaus und an die vorherige Schule im Raum. Warum sollte also eine Ausnahmegenehmigung für dermaßen ungewisse Verhältnisse, die eben nicht klar definiert sind, vergeben werden? Wenn es Eltern gibt, denen zu diesem Zeitpunkt zugetraut werden kann, dass sie ihre Tochter in die Schule fahren? Im Stadtbereich Hamburg, der mit ÖPNV sehr gut erschlossen ist? Bereits im Februar 2009 nutzt Jule problemlos Bus und U-Bahn.
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Familienbande
Vor Jules Unfall scheint das Verhältnis zu ihren Eltern sehr gut zu sein, wie sie in der Geschichte 'Der grüne Ball unter meinem Bett' für Aktion Mensch schreibt:
"Bisher konnte ich immer mit meinen Eltern reden und einen Weg finden.
Ich habe nie etwas wirklich Schlimmes angestellt und wenn ich irgendeinen Kummer hatte, konnte ich damit immer zu ihnen kommen. Oder wenigstens zu meiner Oma."
- Jule, 14. Dezember 2012
Jules Eltern haben ein kleines, aber sehr gemütliches eigenes Haus mit Garten, sie besucht ihre Großeltern regelmäßig und erzählt ihnen vom Reiten und von der Schule. Ab Beginn des Blogs im Januar 2009 führen sich allerdings alle Anverwandten teilweise extrem merkwürdig auf.
Die Mutter flippt total aus, weil ihre querschnittgelähmte Tochter, die erst kürzlich die Intensivstation verlassen hat, nicht zu ihrem 50. Geburtstag am 3. Januar kommen kann und terrorisiert sie mit Anrufen bzw. SMS, der Vater schwärzt sie deswegen bei einer Ärztin an und behauptet, sie würde lügen. Er will auch nicht für die Rechte und Ansprüche seiner verunfallten Tochter kämpfen und hält nichts davon, dass sie Behindertensport macht. Beide Eltern scheinen von vornherein auszuschließen, dass Jule in das gemütliche Haus zurückkehren kann, weil dieses voller Stufen und Treppen ist.
Eine 'Tante', die Schwester ihrer Oma, scheint öfters vorbeizukommen und ist der totale Elefant im Porzellanladen, ihr Großvater Willi und die Großmutter besuchen sie auch mal im Krankenhaus und benehmen sich ebenfalls eigenartig:
"Ausgerechnet mein Opa hat mich endlich mal besucht vor paar Wochen, ich hab mich riesig drauf gefreut und seine erste Frage war: „Und wie oft hast du denen hier schon das Bett vollgeschissen?“ Wirklich wahr!!! Meine Oma kreischte gleich los: „Willi!!! Nun reiß dich mal zusammen.“ Und der hat sich dann noch verteidigt: „Wieso früher im Lazarett und im Krieg und das waren noch Zeiten.“ Ehrlich ey…"
- Jule, 3. Februar 2009
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Und wieviele Treppen kann ein kleines EFH schon haben? Jule bekommt fast eine Dreiviertel Million als Ausgleichszahlungen, da wären ein Treppenlift und ein paar Rampen schon noch drin...
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Im Dezember 2009, ein halbes Jahr nach Jules Entlassung, lässt sich ihre Mutter in einer psychiatrischen Klinik stationär aufnehmen, Diagnose: „emotional instabile Persönlichkeitsstörung“, auch bekannt als „Borderline-Syndrom“. Der Vater ohrfeigt sie an Heiligabend 2009 und beschert ihr eine Nacht im Krankenhaus.
Nach einer artistischen Höchstleistung wird Jules Mutter untersagt, sich ihrer Tochter auf eine Entfernung von weniger als 50 Metern zu nähern:
"Drei Handyfotos, geschossen in der Nähe des Croqueladens, auf dem meine Mutter zu sehen ist, wie sie versucht, vorne an meinem Auto hochzuklettern (was ihr wegen der glatten Front des Viano nicht gelang, obwohl sie sich ziemlich geschickt an der Oberkante der Haube festgehalten hat und über dem Kennzeichen auf die Stoßstange klettern wollte), haben sogar denjenigen Richter umgestimmt, der letzte Woche noch die Ablehnung ausgesprochen hat, auch wenn der heute nicht zu entscheiden hatte, sondern wohl nur dazu befragt wurde."
- Jule, 26. Oktober 2011
Im Oktober 2011 schreibt Jule, dass sie ihre Eltern seit einem Jahr nicht mehr gesehen hat und diese sich getrennt haben, ihr Vater ist aus Hamburg weggezogen. Auch zur restlichen Familie hat sie aus unerfindlichen Gründen keinen Kontakt mehr. Ihre Mutter sucht weiterhin einen Draht zu ihrer Tochter, im April 2014 stalkt sie diese so sehr, dass Jule nach Bayern flüchtet.
Jules Vater verstirbt im November 2018, ihre Mutter im September 2020.
WG in Eimsbüttel
Ausgangspunkt für Jules Heldenreise ist eine 'total behinderte Wohngemeinschaft', die in einer 6-Zimmer-Wohnung mit 250 m² in Eimsbüttel residiert. Die zentrale Wohnungsvergabestelle für Rollstuhlfahrer in Hamburg hat im Mai 2009 sofort die passende Wohnung parat, einen Erstbezug, der seit Oktober 2008 leer steht. Auf den Bildern von der Wohnungsbesichtigung kann man maximal 3 Zimmer zählen.
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"Als allgemeine Einschätzung können wir sagen, dass die zentrale Vergabe für rollstuhlgerechte Wohnungen derartige Wohnungen wie beschrieben nicht für Wohngemeinschaften (WG) vermittelt. Es ist immer ein Dringlichkeitsschein erforderlich, der für WG nicht erteilt wird.
5-Zimmer-Wohnungen sind Familien vorbehalten, haben jedoch keine 250 qm. Im Bezirk Eimsbüttel gibt es keine rollstuhlgerechte Wohnung dieser Größe im sozialen Wohnungsbau, die in der genannten Zeit (2008/2009) neu gebaut wurde. Freifinanzierte Wohnungen werden hier in der Regel nicht gemeldet. Sehr große Wohnungen sind rar und stehen erfahrungsgemäß nicht lange leer."
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Der Sportverein
Im Februar 2009 sucht Jule neue Kontakte außerhalb der Klinik und tritt bald in einen Hamburger Behindertensportverein ein. Sie entscheidet sich für Paratriathlon und verbringt bis 2014 die meiste Zeit beim Sport und mit ihren Sportfreundinnen Simone, Cathleen, Yvonne, Kristina, Lisa, und Merle, auch ihre Mitbewohnerin Sofie und spätere beste Freundin Marie gehören dazu. Jule nimmt an zahlreichen Wettkämpfen teil und scheint sehr begabt zu sein. Die Trainerinnen Nadine und Tanja holen Höchstleistungen aus ihr heraus.
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Ein besonders gutes Verhältnis hat sie zum Abteilungsleiter des Vereins, den sie oft 'Häuptling' nennt. Er wird in einigen Bereichen ihr Mentor, ist eine „Quelle der Weisheit”. 2014 legt sie sich mit dem Vorstand an und verlässt den Verein deswegen schließlich im September.
"Denn mein Engagement für andere Menschen im Sport scheint trotz bestem Willen zu lästig geworden zu sein. Ich habe wahrgenommen, sobald ich unerwünschte Fragen gestellt oder allzu kritisch kommentiert hatte, war es mit der Sachlichkeit vorbei. Vielleicht muss ich mir tatsächlich vorwerfen lassen, dass mir eine schriftliche Auseinandersetzung mit einer Sache mehr liegt und weniger emotional gelingt als eine mündliche, und ich insofern für persönliche Gespräche am Ende nicht mehr zur Verfügung stand. Vielleicht muss ich mir ebenfalls vorwerfen lassen, wegen der Probleme mit meiner Mutter nicht so offen mit meinen persönlichen Daten umzugehen wie es andere Menschen machen – politisches Engagement aus einer bestehenden Deckung heraus kann tatsächlich schwierig sein."
- Jule, 16.September 2014
Im Fokus der Beiträge stehen oft behinderte Mädchen, die Jule im Verein und über ihren Sport kennenlernt und denen sie bei diversen Problemen, insbesondere mit den Eltern, hilft. Dabei geht es auch immer um die Darm- und Blasenlähmung oder sexuelle Bedürfnisse. Eine 12jährige leidet unter ihrer Helikopter-Mutter, auch die 14jährige Anna hat ähnliche Probleme. Die 13jährige Nele hat Sorgen wegen ihrer Inkontinenz, genau wie ein anderes 12jähriges Mädchen, das deswegen beim Masturbieren eingeschränkt ist. Der 12jährigen Zoey bringt sie schließlich das Abführen bei, bei einem Jugendcamp ist Jule als Betreuerin Teil einer innovativen 'Pampersparty', bei der an die 80 Kinder und Jugendliche eine Disko in Windeln feiern.
Sofie und Frank
Frank, Verwaltungsjurist, sitzt im Rollstuhl, genau wie seine Partnerin Sofie mit Spina bifida, Diplom-Psychologin. Das junge Akademiker-Paar zieht im Juni 2009 gemeinsam mit Jule in die WG und fungiert in den ersten Jahr als Elternersatz, wird aber später durch Susi und Otto abgelöst.
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Sofie
Sofie holt Jule im Frühsommer 2009 aus der Klinik ab und hilft ihr beim Start in das neue Leben. Sie ist nicht nur Mitbewohnerin, sondern gehört zu Jules Paratriathlon-Gruppe und organisiert die Party zu ihrem 17. Geburtstag an der Ostsee. Sie unterstützt auch die junge Cathleen beim Sozialdienst und übergibt einen zündelnden Mitbewohner an den Kinder- und Jugendnotdienst. Sie versucht sogar auf Jules psychisch kranke Mutter einzuwirken. Im Supermarkt wird ihr aus heiterem Himmel unterstellt, dass sie freiwillig im Rollstuhl sitzt und gar keine Behinderung hat.
Sofies Sternstunde ist die Intervention im Fall eines 12jährigen Mädchens, das Jule oberflächlich vom Schwimmen kennt: Sie erklärt der Mutter eindrücklich, dass ihre Tochter den Raum und die Hilfsmittel braucht, um ungestört zu masturbieren zu können.
"Ihre Tochter braucht einen Rahmen, in dem sie ihre Sexualität ausleben kann, ohne dass sie sich dafür rechtfertigen muss. Damit meine ich nicht, dass sie hier irgendwelche Freunde oder Freundinnen anschleppt, mit denen sie ins Bett geht, man lebt ja schließlich unter einem Dach und kann Rücksichtnahme erwarten. Und mit 12 fände ich das auch viel zu früh. Nein, ich meine, dass ihre Tochter, sollte sie den Wunsch haben, sich zu befriedigen, ein einschlägiges Buch zu lesen, nackt zu schlafen, was auch immer … dann sollte sie das tun können, ohne dass sie sich dafür rechtfertigen muss."
- Sofie, 16.August 2012
Frank
Ihr Partner Frank ist der Mann für alle Fälle und kümmert sich aufopferungsvoll um die Belange von Jule sowie ihren Freunden und Freundinnen. Er besorgt ihr das erste Auto, einen bereits umgebauten Golf für 5.000 Euro, streitet mit ihrem Autohaus, begleitet sie zum Jugendamt, zur Rechtspflegerin, zur Führerscheinstelle und zur Polizei, berät sie in Rechtsfragen bzgl. ihres Vaters, schreibt Beschwerden an das Gericht, steht ihr bei Missbrauchsvorwürfen und einer Beschuldigung des Diebstahls zur Seite, stellt ihr Urteile zur Verfügung und ruft bei Bedarf die Polizei.
Er schickt eine Beschwerde an das Schleswig-Holsteinische Sozialministerium, da Cathleen nicht genug Taschengeld bekommt und interveniert bei ihrer Krankenkasse wegen der Versorgung mit Pampers, hat Steffis Kurkosten im Blick, enttarnt darüber hinaus Parkausweis-Betrüger und kommuniziert mit der Bundesnetzagentur sowie dem städtischen Energieversorger. Er kämpft für einen Mann Mitte 30 mit dem Amt, unterstützt Jules Sportkollegen bei der Scheidung, kümmert sich um Vereinsgründungen und 'Lutscherpost', ermittelt unliebige Blog-Kommentatoren und wuppt den Hausbau von Jule und Marie.
Abgesehen von diesen Wohltaten ist Franks große Storyline das Wunderwohnprojekt.
Wunderwohnprojekt
Frank arbeitet seit mehreren Monaten an einer Idee, die ich persönlich sehr gut finde und die mein Leben entscheidend verändern könnte. Er hat jemanden gefunden, dem ein altes Fabrikgebäude auf der anderen Seite von Hamburg gehört und der dieses Haus für Gewerbe- und Wohnzwecke umgebaut hat. Man muss sich das Gebäude als eine riesige Fabrikhalle vorstellen, massiver Bau aus dem 18. Jahrhundert, direkt an einem idyllischen Kanal gelegen (der wohl früher für Warentransporte genutzt wurde), etwa 400 Quadratmeter Grundfläche (etwa 16 x 25 Meter), etwa 30 Meter hoch, inzwischen sind fünf Zwischendecken und zwei Personenaufzüge eingebaut worden. Ganz unten ist eine Gewerbefläche mit Publikumsverkehr, in einer Etage ist bereits ein Fotoatelier – kurzum: Er will zwei Etagen anmieten und als rolligerechte WGs ausbauen. Acht bis zehn Zimmer plus großer Gruppenraum werden pro Etage entstehen. Der entsprechende Vertrag soll heute unterzeichnet werden.
Kosten pro Monat: Etwa 4.000 Euro Kaltmiete plus Umlagen. Abgewickelt wird das ganze über eine extra zu diesem Zweck gegründete Gesellschaft (um das finanzielle Risiko überschaubar zu halten, denn er will natürlich nicht oder nur begrenzt privat haften müssen). Dieser vermietet dann sowohl an Privatpersonen als auch an einen Verein, der Sportler mit Behinderungen fördert. Die Idee dahinter ist, eine Art Sportler-WG für behinderte Sportler zu gründen und die Sportler mit Hilfe dieses Vereins mit allem zu versorgen, was sie brauchen. Also mit Anbindung an eine Schule oder an die Uni, bei gleichzeitiger sportlicher Förderung und eventuellen Pflegeleistungen, sofern benötigt. Ich finde das Konzept genial.
- Jule, 17. Mai 2011
Bereits 2 Monate später, im Juli 2011, ist das inklusive Wohnprojekt wie durch ein Wunder bezugsfertig, obwohl die Pläne zum Innenausbau komplett überarbeitet werden mussten. Nicht nur die ganze WG aus Eimsbüttel zieht um und ein: Es stehen insgesamt 21 Zimmer auf 3 Etagen bereit. Zur Organisation des Projekts hat Frank eine Gesellschaft und einen Verein gegründet. Einen zweiten Verein gründet er, um Jules Physiotherapeutin Ronja zu ermöglichen, eine Praxis in diesem Gebäude zu betreiben.
Im Wunderwohnprojekt kann sich Franks Helfersyndrom bei den vielen Mitbewohnern frei entfalten. Ganz besonders setzt er sich für die schwerbehinderte Maria ein und kümmert sich um deren Finanzen und Assistenzleistungen.
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Frank hätte für sein unglaubliches Engagement jeglichen Inklusionspreis der Stadt Hamburg verdient, wurde aber bisher anscheinend übersehen.
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Das letzte Mal wird Frank im Juni 2014 gesichtet, dann verschwindet er sang- und klanglos in der Versenkung. Sofie wird ab April 2014 nicht mehr erwähnt.
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Cathleen
Cathleen ist ab 2009 Jules erste beste Freundin. Sie hat eine angeborene Querschnittlähmung (Spina bifida) und besucht ein Sonderschul-Internat, das vom Sozialamt bezahlt wird, 90km von Hamburg entfernt, in dem sie zum Teil gepflegt wird und auch Psychotherapie wegen Depressionen bekommt. Ihre Mutter und ihr Stiefvater leben in der Hansestadt, scheinen aber 'nicht einfach' zu sein, besonders mit dem Stiefvater kommt sie nicht klar. Sie bekommt zu wenig Taschengeld, so dass Jule ihr mit Hilfe von Frank zu mehr Geld verhilft.
Obwohl Cathleen chronisch klamm ist, betreibt sie Paratriathlon, eine extrem teure Sportart. Die beiden Mädchen lernen sich nach Jules Unfall im Mai 2009 beim Rennrollstuhl-Training kennen, Cathleen ist zu diesem Zeitpunkt 14, Jule 16 Jahre alt. Sie wird am 4. August 15 und bekommt eine Überraschungsparty am Strand mit Übernachtung. Im Zelt kuschelt sie mit Jule im Schlafsack. Im September 2009 zieht Cathleen in Jules WG ein, 2011 auch ins Wunderwohnprojekt. Sie ist sehr klein und hat dunkle Haare, weswegen sie bei Amelo Markus den Kürzeren zieht, da dieser auf juleblond steht.
Cathleens größte Storyline ist ihre Inkontinenz und Pampers-Problematik: Sie verklagt mit Hilfe von Frank 2009 ihre Krankenkasse und erwirkt eine einstweilige Verfügung, um ausreichend mit Verbrauchshilfsmitteln versorgt zu werden.
Ihr letzter Auftritt ist im Juli 2015. Sie trifft sich mit Jule, Marie und Lisa an der Ostsee, um gemeinsam ein Stündchen das „Open Water“ zu kraulen. Danach wird sie nie wieder erwähnt.
Marie
Marie ist ab 2011 und bis zum Ende des Blogs Jules (zweite) beste Freundin und löst damit Cathleen ab. Sie ist die Tochter von Polizist Otto und Jules Hausärztin Susi, wohnt mit ihren Eltern in einem Einfamilienhaus mit Garten in Bergedorf, in dem auch die Praxis ist, und hat Spina bifida. Bis zu ihrem Auszug dort hat sie ein Hochbett, aber ihre Blase nicht unter Kontrolle.
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Das Hochbett erschließt sich hingegen nicht ganz - stand die Familie darauf, dass es ständig aus größerer Höhe auf den Teppich regnet?
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Marie und Jule lernen sich im Dezember 2010 kennen, als Jule nachts mit der kranken Cathleen als Notfall in die Praxis ihrer neuen Hausärztin kommt.
Es klopfte an der Tür. Ein Mädchen, schätzungsweise 16, in Schlafklamotten, barfuß, kam rein. Sie saß in einem langsam zu klein werdenden Kinderrollstuhl mit bunten Pferdemotiven auf den Radblenden. Sie sagte schüchtern Hallo. Die Ärztin drückte ihr vier der Röhrchen und einen Zettel in die Hand. „Kannst du mir das bitte bestimmen? Bist mir eine große Hilfe.“
- Jule, 21. Dezember 2010
Nach dem Noteinfalleinsatz lädt Jule Marie spontan ein, beim Triathlon-Training mitzumachen. Im März 2011 war Marie schon einige Male beim Schwimmtraining und möchte dann auch beim Outdoor-Training mitmachen. Ab diesem Zeitpunkt gehört sie fest zur Gruppe junger Hamburger Paratriathletinnen.
Im April 2011 hat Marie ihr Abi bestanden und möchte im Winter Medizin an der Uni Hamburg studieren. Ihre Mutter teilt Jule mit, dass Marie noch jemanden sucht, der sie dabei 'begleitet', und schlägt Jule vor, gemeinsam mit ihrer Tochter zu studieren, obwohl sie erst in der 12. Klasse ist. Sie stellt den Kontakt zu einem Professor her, der von Jules Blog so begeistert ist, dass er dafür sorgt, dass sie im April 2012 ohne Abi gemeinsam mit Marie das Studium antreten kann.
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Anstatt die Wartezeit, bis Jule regulär ihr Abitur hat, mit einem Praktikum o.ä. zu überbrücken, wird eine große Märchengeschichte zum Thema Studienzugang ohne Abitur und ohne Berufsausbildung erdichtet. Und dann fängt ihr Studium auch noch aus unerfindlichen Gründen nicht wie geplant im Wintersemester 2011/12, sondern im Sommersemester 2012 an, was in Hamburg gar nicht möglich ist.
Die Pferdeaufkleber werden bis zum Ende Maries hervorstechendste Eigenschaft bleiben: Sie ist und bleibt eine komplett profillose Person, die im Schatten von Jule daherwheelt.
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Marie zieht noch vor Studienbeginn am 01.09. oder 01.10.2011 in das Wunderwohnprojekt ein. Im Oktober 2013 küssen sich Marie und Jule im Pool von Maries Eltern, nur um zu testen, wie gut sie es können. Erst im September 2014 möchte Marie eine Wiederholung, fordert Jule zum Knutschen auf und gesteht, total in sie verliebt zu sein.
"Sie sagte: „Ich bin total verliebt in dich. Nein, nicht mit Schmetterlingen im Bauch. Nicht so, wie ich mich in einen Mann verlieben würde. Völlig anders. Eher so, wie ich in meine kleine Nichte verliebt bin. Oder wie ich meine Mutter liebe. Oder meinen Vater. Oder meine Oma. Oder unseren Hund. Ich möchte dich am liebsten den ganzen Tag in meinen Armen haben und dich nicht wieder loslassen. Du bedeutest mir so viel, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Oder nur in schwachsinnige, wie die mit den Endorphinen. Ich will keinen Sex mit dir, aber ich möchte mit dir schmusen, in den Arm genommen und gestreichelt werden, vielleicht auch knutschen, aber vor allem dich festhalten. Möglichst die ganze Nacht.“
- Jule, September 2014
Jule erwidert ihre Gefühle, kann sich aber keine sexuelle Beziehung vorstellen. Marie wird in der ganzen Zeit trotzdem kein Partner (oder eine Partnerin) gegönnt. Stattdessen fliegt sie im Mai 2015 mit Jule und deren Partner Philipp nach Frankreich und checkt auf der 'inklusiven Bums-Yacht' ein: Dort schläft sie mit dem Paar in einem Doppelbett und hat sicher ein Déjà-Vu, denn im Oktober 2014 gab es bereits eine ähnliche Konstellation. Muttersöhnchen Jörn lag zwischen den beiden jungen Frauen im Bett und wurde von Jule unter der Decke befingert, während Marie in den Fernseher und damit sprichwörtlich in die Röhre sah.
Maries einsames Highlight in 12 Jahren ist ein Monolog über Masturbation, mit dem sie Jules Halbschwestern beim 1. Kennenlernen erleuchtet:
"Und eine andere Situation hatte ich noch, da war ich 16 oder 17, da habe ich mir von meiner damaligen besten Freundin [aus einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit angeborener Querschnittlähmung] einen Vibrator ausgeliehen. Sie hatte den von ihrer größeren Schwester und eigentlich wusste ich nicht, was ich überhaupt damit wollte, aber es war cool und erwachsen und … naja, ich hab ihr versprochen, wenn ich den ausprobiere, zieh ich vorher ein Kondom drüber. Hab ich auch gemacht, nur leider hat meine Mutter das Kondom im Mülleimer entdeckt. Ich hatte damals einen Freund, mit dem ich aber nur geknutscht hatte, bevor es zum ersten Sex kam, waren wir schon wieder auseinander. Ich habe damals die Pille nicht bekommen, weil meine Mutter Angst hatte wegen Thrombose. Wir haben sehr offen darüber gesprochen und ich war einverstanden, dass ich sie nicht nehme, solange ich sowieso nicht mit ihm schlafe. Sie meinte, sie hat absolut nichts dagegen, wenn wir Sex haben, wir sollen nur unbedingt an Verhütung denken. Und ich habe ihr halt erklärt, dass wir höchstens fummeln, sie also ganz beruhigt sein kann. Und dann sah sie halt das benutzte Kondom.“
- Marie, 29. August 2012
Im März 2014 beschließt Marie, gemeinsam mit Jule ein Grundstück zu kaufen und darauf ein Wohnhaus mit 6 Wohnungen zu errichten, um sich dort zu einem späteren Zeitpunkt eine Wohnung zu teilen. Im Oktober 2014 folgt sie ihrer besten Freundin, die Hamburg im Mai wegen ihrer Mutter überstürzt verlassen hat, an den neuen Studienort in Bayern und teilt sich mit ihr eine 3-Zimmer-Wohnung. Das neu erbaute Haus in Hamburg ist im Januar 2015 abgenommen und bezugsfertig, zu einem Einzug der beiden jungen Frauen kommt es jedoch nie, da Jule zwischen 2015 und 2017 den Kontakt zu Marie und deren Eltern abbricht und auch ihre Immobilie verkauft - was mit Maries Anteil passiert, bleibt offen, er wird einfach nie wieder erwähnt.
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Marie studiert wegen dieser Vorfälle 2017 in einer anderen Stadt und lebt auch nicht mehr mit Jule zusammen. Im August 2018 wohnt sie aber plötzlich bei Jule in deren Haus an der Ostsee und sie können die 12jährige Helena gemeinsam als Pflegekind aufnehmen. Das 3. Staatsexamen besteht sie im Dezember 2018 und möchte sich genau wie Jule in Kinder- und Jugendmedizin fortbilden. 2024 wird sie mit dieser Weiterbildung fertig sein, bis zur Abschaltung des Blogs im April 2023 leben Marie, Jule und Helena zusammen. Marie hat immer noch keinen Partner.
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Susi und Otto
Maries Eltern, sie Ärztin, er Polizist, haben erst seit 2019 Vornamen: Susi und Otto, nach einem Sketch von Otto Waalkes. In Jules Leben präsent sind sie aber schon seit August 2009, da Jule eine neue Hausärztin sucht und auf Empfehlung von Sofie bei Maries Mutter in Bergedorf landet. Nach einem nächtlichen Notfall in der Praxis im Dezember 2010 freunden sich Marie und Jule an. Ab diesem Zeitpunkt spielen auch die Eltern eine immer größere Rolle, spätestens nachdem Susi 2011 dafür sorgt, dass die beiden gemeinsam studieren können. Proportional dazu nimmt die Bedeutung von Sofie und Frank ab.
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Bei der Gartenparty zum Geburtstag von Susi ist auch Jule eingeladen. Als ein Gast Anspielungen auf die Behinderung der jungen Frauen macht, setzt Otto ihn vor die Tür. Im Dezember 2012 schenken Maries Eltern Jule - wie auch ihrer Tochter - zu Weihnachten eine gemeinsame Familien-Reise nach Dubai, die im Dezember 2013 eine Wiederholung findet.
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Über Otto erfährt man nicht viel mehr als seinen Beruf - und dass er von „Silent Hunter 8, The Battle of the Bathtub“ spricht, wenn Marie aus Versehen beim Baden in die Wanne gekackt hat.
Susi hingegen wird genau beschrieben und bekommt im Gegensatz zu ihrer Tochter schon beim ersten Kennenlernen eine Optik:
"Die Frau war schätzungsweise Anfang 40, wirkte aber jünger und vor allem recht sportlich und sehr gepflegt. Schulterlange, dunkle Haare, Brille, eher groß, sonnengebräunte Haut, weiße Hose, weißes Top und … barfuß.“
- Jule, 10. August 2009
Sie macht außerdem Kampfsport und kann so Jules labile Mutter außer Gefecht setzen. Gemeinsam mit Mann und Tochter hilft sie Jule beim Umzug.
Susi wird durchgehend als ideale, aufgeschlossene, verständnisvolle Mutter geschildert. Während im Blog alle anderen Elternteile entweder nicht präsent, komplett engstirnig, überfürsorglich oder psychisch gestört sind, ist Susi eine wahres Vorbild an Mutter. Von Jule und Marie gefragt, ob sie ein zweites Mal auf der Sex-Yacht einchecken sollen, antwortet sie beispielsweise:
„In eurem Alter hätte ich nicht gezögert“, meinte sie, „man muss ja vor Ort nicht jeden Mist mitmachen. Insbesondere würde ich dringend davon abraten, Crack zu konsumieren. Das ist auf solchen Veranstaltungen ja leider oft an der Tagesordnung. Oder irgendein anderer Scheiß.“
„Im letzten Jahr hat Shane“, so hieß die Tochter der Bootseigentümer, „von vornherein gesagt, dass an Bord keine Drogen geduldet werden. Wir hatten schon den Eindruck, dass das auch ernst genommen wurde.“ – „Dann nehmt Kondome mit und genießt das Wochenende!“
- Jule, 21. Mai 2015
Nach Jules Flucht gen Bayern 2014 fungieren Susi und Otto als ihr Anlaufpunkt in Hamburg, ab 2018 als Großelternersatz für Helena.
Helena
2018 ist Jules Heldenreise nahezu beendet. Sie hat das Medizinstudium erfolgreich gemeistert, ist in der Weiterbildung zur Kinderärztin und lebt im eigenen Haus an der Ostsee, ohne Partner, aber in einer WG mit der unverwüstlichen Marie. Es wird es Zeit für einen neuen Charakter: Helena, das behinderte Ghetto-Mädchen, das Jule zuläuft wie ein streunendes Kätzchen.
Jule und Marie treffen die 11jährige Helena, die mit ihren Pflegeeltern und zwei jüngeren Schwestern Urlaub macht, im Sommer 2017 an einem Badesee in Schleswig-Holstein. Helena hat Diabetes und eine Cerebralparese, die Jule als gering ausgeprägt einschätzt, da sie ohne jedes Hilfsmittel barfuß läuft. Schließlich darf Helena mit Schwimmflügeln auch ins Wasser, wo sie mit Jule und Marie ausgelassen herumtollt. Sie erzählt ihnen, dass sie nur ein Pflegekind sei und schlechter behandelt werde als die leiblichen Kinder.
Seit diesem Treffen wünscht sich Helena inständig, die beiden Frauen wieder zutreffen und ein Jahr geht ihr Wunsch in Erfüllung, da die Familie im Sommerurlaub erneut an diesen See fährt. Sie sieht Jule und Marie bei ihrer Ankunft auf dem Parkplatz, kommt sofort angeflitzt, umarmt Jule, hüpft auf Maries Schoß und umarmt auch sie. In der Pflegefamile läuft es noch schlechter und das Jugendamt sucht bereits nach einer neuen Familie.
Jule kontaktiert das zuständige Jugendamt, damit Helena übers Wochenende zu Besuch kommen darf. Nach einem Hausbesuch des Amts dürfen Jule und Marie Helena von ihrer Pflegefamilie abholen, etwa 100 Kilometer von Schönberg an der Ostsee entfernt. Das Mädchen bleibt von da an bei ihnen, im Dezember 2018 bekommen Jule und Marie die Pflegschaft.
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Viele Zweifel sind berechtigt. Ein 12jähriges Kind mit einer Behinderung und einer negativen Vorgeschichte in einer Pflegefamilie kommt zu 95% NICHT mehr in eine Familie, sondern bleibt in einer Einrichtung. Sollte man doch - aufgrund der Behinderung etc. - nochmal eine Familie suchen, dann gibt es für solche Kinder sonderpädagogische Pflegestellen. Das sind keine netten Leute, die mal eben ein Kind aufnehmen wollen, sondern Fachkräfte, die beim Jugendamt angestellt sind und ein familienähnliches Leben mit den Kindern leben.
Helena wäre vermutlich nie zu Jule gekommen: Es wird ein „natürlicher“ Altersabstand zwischen Kind und Eltern gewünscht. Das Kind müsste auch biologisch das Kind der PE sein können. Bei Aufnahme eines (behinderten) Pflegekindes wird fast immer erwartet, dass 1 Elternteil zumindest vorübergehend ganz zu Hause bleibt, mindestens aber auf Teilzeit reduziert. Jule und Marie arbeiten aber beide Vollzeit.
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Das Mini-Me
Jules Fan-Bubble scheint nicht weiter aufzufallen, dass mit Helena einfach ein kleines Mini-Me von Jule erschaffen wird.
Bereits nach dem Einzug bei Jule und Marie verschlechtert sich Helenas Gesundheitszustand zusehends. Am See im Sommer 2018 kann sie noch problemlos laufen und flitzen, bereits 5 Monate später sitzt sie dauerhaft in ihrem Rollstuhl ‚Fridolin‘. Aus nicht näher benannten Gründen muss sie wie viele Querschnittsgelähmte unkontrolliert pupsen und leidet unter schlechter Blasenkontrolle. Sie twittert selbst oft über ihre „Spasti-Blase“. Sie trägt aber keine Pampers, maximal Tena, und Maßnahmen wie eine Ruhigstellung der Blase werden nicht mal angedacht. Helena lässt einfach laufen.
Jule beschreibt in ihrem Blog ausführlich, wie Helena bei der ersten Fahrt zur Schule erstmal ordentlich in Fridolin pupst, wie sie in die Dünen pinkelt, beim Reiten in die Reithose und beim Einkaufen in die Leggings. Auch beim Gottesdienst am Heiligen Abend pinkelt sich Helena ein.
Anscheinend lebt Jule den eigenen Fäkalien-Fetisch jetzt an ihrer Pflegetochter aus. Es fragt sich, was eigentlich das Jugendamt rein theoretisch von Jules Bloggerei halten würde: Im Grunde wird das Kind in diesem Blog komplett bloß gestellt. Tatsächlich wird Helena wie einst Jule in der Schule kräftig gemobbt und versucht über den Schwimmsport, Anerkennung zu bekommen. Auch sie darf mit 16 bereits den Führerschein machen.
Helenas Heldenreise
Helenas eigene Heldenreise hat bereits ordentlich Fahrt aufgenommen: Vom ungeliebten Klappenkind zur begabten Schwimmerin, sie startet bei Wettkämpfen und wird für den Kader begutachtet. Sie darf auf ein anderes Gymnasium wechseln und sogar das Sportprofil belegen. Jule war letztendlich auserzählt, von Marie nichts zu erwarten. Was wäre wohl aus Helena geworden, wenn der Jule-Fake im April 23 nicht aufgeflogen wäre? Eine Paralympics-Schwimmerin? Eine Medizinstudentin, eine Kinderärztin? Anwärterin für den Nobelpreis?
Wir werden es wohl nie erfahren.
© Alle Rechte liegen bei Piri Robinson.
Pressekontakt: presse@imperialcrimes.de
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