Die niedliche Sexworkerin Jasmin
Wer steckt hinter @DichJasmin?
Vorbemerkung
Seit dem Reveal von Jule Stinkesocke als Realfake bekomme ich wöchentlich mindestens eine DM auf Twitter, ob ich mir mal den Twitter-Account von @DichJasmin ansehen könne. Zugegeben, viel Lust hatte ich nicht dazu, denn bei der Causa Jule Stinkesocke stand mein persönliches Interesse an der Verfolgung bzw. Prävention von Kindesmissbrauch im Vordergrund und die liebende Jasmin spielt in einer ganz anderen Liga. Im Thema Realfakes bin ich mittlerweile allerdings voll drin.
Zum besseren Verständnis
Als ich mich dann doch mal eingelesen habe, konnte ich allerdings kaum fassen, wie viele Parallelen es zwischen Jule und Jasmin gibt: Beide legen größten Wert auf Anonymität, verschleiern ihren Wohnort, posten gefälschte Bilder und bringen, wenn es eng wird, einen mysteriösen Stalker ins Spiel. Die Ansammlung von kuriosen Erlebnissen geht bei beiden weit über ein normales Maß hinaus und sie wirken von der Schreibe her so wenig wie 20jährige oder eben die 'Generation Z', dass es sich um die erwachsensten jungen Frauen der Welt handeln muss.
Shortcuts
Da der Beitrag sehr lang geworden ist, hier einige Spoiler: Es geht um die Figur Jasmin allgemein und ihre Vita, aber vorrangig um Recherchen zu dem Account, um Bilderklau, den bisher unbekannten Tweetklau und ein Streetgirl, ihr angebliches Alter, die genaue Verbindung zur Sexworker-Plattform Kaufmich, alte und neue Tweetfrequenzen, eine Hauptstadtdiva - und schließlich auch um eine Analyse der Motivation hinter dem Account JasminLiebtDich. Auf Jasmins überraschenden Abgang folgte ein kurzes Comeback, doch dann war sie wirklich weg, die niedliche Sexworkerin. Happy reading!
Realfakes und 🚩Red Flags
Der Begriff RealFakes beschreibt falsche Identitäten im Internet, die so gut gemacht sind, dass sie echt erscheinen. Es gibt aber immer einige Warnsignale:
🚩 ergebnislose Google-Suche
🚩 geklaute Bilder
🚩 keine Video- oder Tonaufnahmen
🚩 keine persönlichen Treffen
Im Gegensatz zu Jasmin ist Jule Stinkesocke als Realfake bestätigt. Jasmin hat eine solide Fanbase, die sie vehement verteidigt, aber ein Treffen im Real Life? Konnte ich nicht finden. Also habe ich näher hingesehen. Vorab, das ist keine Abhandlung über das Für und Wider von Prostitution und ich erhebe weder Anspruch auf Political Correctness noch auf Korrektheit, was diverse Daten angeht. Das ist definitiv nicht meine Welt, aber vermutlich geht es vielen anderen genauso.
Possierlich und berührend...
... ist Prostitution im Allgemeinen wirklich nicht. Wir reden hier nicht von einer 'Pretty Woman', die beim Anschaffen zufällig einen Millionär kennenlernt und auch nicht von einem selbstbestimmten Leben als 'Nobelescort-Dame'. Wir reden von einem anstrengenden und nicht ungefährlichen Job, von einer 'Sexarbeiterin' oder noch moderner: Sexworkerin. Das ist die Selbstbezeichnung aus der Hurenbewegung, die Sexarbeit entstigmatisieren und von der Zwangsprostitution abgrenzen soll.
Prostitution ist harte Arbeit, die nicht nur emotional, sondern auch körperlich extrem viel abverlangt und für die wenigsten Frauen infrage kommt. Von Zwang und Zuhälterei fange ich gar nicht erst an. Natürlich kann man einer Sexarbeiterin, die angibt, diesen Job aus freien Stücken zu machen, ihre Berufswahl oder ihre Selbstbestimmung nicht per se absprechen. Beispiele dafür sind Sexarbeiterin Sarah oder Studentin Nadine. Einen durchaus realistischen Eindruck von Sexwork bekommt man aus meiner Sicht durch das Interview mit zwei Frauen, die sich freiwillig prostituiert haben, vermittelt.
(Da ich nach Veröffentlichung des Beitrags einige Male als 'Hurenhasserin' bezeichnet wurde: Das ist einfach Unsinn. Den Recherchen zu Jule Stinkesocke liegt auch keine Abneigung gegen Behinderte oder Mediziner zugrunde.)
Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen, warum sich Frauen prostituieren und ich verurteile auch niemanden. In diesem Beitrag geht es einzig und allein um Jasmin, die vorgeblich schon während der Schulzeit ganz freiwillig beschlossen hat, dass sie ihre Zukunft ausschließlich als Sexworkerin sieht. Realistisch? Vielleicht. Ich habe mich bei Recherchen zu diesem Beitrag durch diverse Freierforen gelesen und hatte nicht den Eindruck, dass sich deutsche Abiturientinnen im Bereich Paysex auf die Füße treten, aber was weiß ich schon.
Eine erste Frage, die sich junge Frauen mit höherer Schulbildung, gutem familiären Background und ganz besonders heute im Zeitalter von Social Media gefallen lassen müssen, ist natürlich: Warum verkauft man Sex und damit den eigenen Körper tagtäglich ohne Not als Dienstleistung, wenn es andere Möglichkeiten gibt? Und damit meine ich kein Studium. Wir schreiben 2024 und kennen andere Optionen.
Mission: Link in Bio!
Junge, attraktive Frauen, die ihr Leben in glamourösen Posts zur Schau stellen, von exotischen Reisen bis hin zu Luxusprodukten. Sie leben scheinbar den Traum, während Millionen ihnen folgen und um jeden ihrer Schritte beneiden. Man muss sich aber auch hier nichts vormachen: Es ist oft ein Kampf um Aufmerksamkeit und Anerkennung in einer überfüllten digitalen Welt.
In gewisser Hinsicht sind Influencer, auch wenn es hart klingt, moderne Prostituierte ohne vollen Körpereinsatz: Erst bauen sie ein Netzwerk auf, dann verkaufen sie ihre Seele und trommeln für Produkte, hinter denen sie nicht stehen, sogar wenn es vermeintlich eigene sind.
Social Media, das wissen wir inzwischen alle, ist beides: Segen und Fluch.
Aber auch eine riesige Geldmaschine.
Für eine hübsche, selbstbewusste Frau mit Abitur, die keine Lust auf Ausbildung oder Studium hat, eröffnen sich so unzählige Möglichkeiten, den Lebensunterhalt zu verdienen: als Influencerin auf Instagram oder TikTok, Content Creator auf OnlyFans, Endziel Fußballergattin oder ein Platz in der Jury von DSDS. Der Einstieg erfolgt nicht selten über Reality TV oder eine Plattform, auf der man bereits viele Follower hat, wie zum Beispiel Twitter. Und tatsächlich kann man ja den Schwerpunkt eindeutiger definieren und offen als SexToy- oder Paysex-Influencerin arbeiten.
Ist dagegen Vollzeit-Sexworkerin in der realen Welt angesichts dieser Optionen noch eine ernsthafte Alternative, oder sogar die ehrlichere? Ein heißer Job, immer noch? Ja, findet zumindest die liebende Jasmin, verkauft Erotik und Intimität, weiß, wie man Fantasien zum Leben erweckt. Doch ihr Beruf bringt immer noch so viele Vorurteile und Stigmata mit sich, dass sie sehr bemüht ist, ihre Arbeit als eine Form der sexuellen Befreiung und Selbstbestimmung zu verteidigen.
Zimtfluencerin und Sexworkerin
Sie kam, sah und eroberte Twitter im Sturm: Jasmin, die Sexworkerin mit Abitur, "Fantagirl und Zimtfluencerin" aus der Großstadt, wortgewandt und auskunftsfreudig. Eine junge Frau ohne Partner, die allein mit ihren Meerschweinchen und einem Thermomix in der früheren Wohnung ihrer Eltern lebt und sich aus freien Stücken für den Beruf 'Prostituierte' entscheiden hat. Sie ist kein Luxus-Escort, aber sie rückt sich unter dem Handle @dichjasmin von Anfang an gezielt und erstaunlich erfahren, da augenscheinlich mit Twitter-Mechanismen vertraut, ins rechte Licht.
Links
https://twitter.com/DichJasmin/status/1068964875098079232
https://twitter.com/DichJasmin/status/1070022198302334978
Ihre erste Reply im Dezember 2018 geht an einen (random?) Twitterer, der später gesperrt wurde. Im ersten Tweet wird auch gleich mit dem Hashtag #kaufmich eine Plattform für erotische Kontakte und Sexkontakte verlinkt, "Deutschlands größte Escort Community: Kaufmich.com" - Jasmin hält mit ihrem Beruf nicht hinter dem Berg und erzählt sehr erwachsen und positiv von ihren Erlebnissen. So positiv, dass bald Zweifel aufkommen, ob sie tatsächlich das ist, was sie vorgibt zu sein.
Angeblich wird der Account @dichjasmin von einer 20jährigen Sexarbeiterin betrieben. Dabei gibt es keine Verweise auf Kontaktmöglichkeiten oder eine reale Existenz. [...] @dichJasmin ist mit ihrem Content aus Schauspiel und Marketingsstrategie durchaus erfolgreich. Berechtigte Zweifel an der Echtheit des Accounts werden als Verschwörungstheorie denunziert.
- Sexkauf ist Arbeit, 5. September 2020
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Elbschlosskeller: Kein Roman
Daniel Schmidt
[Anzeige*] Seit seinem 18. Lebensjahr steht Daniel Schmidt, 33, in Hamburg-St. Pauli als Wirt hinterm Tresen. Und zwar in zweiter Generation. Nichts anderes wollte er jemals werden. Der Elbschlosskeller, direkt gegenüber vom „Goldenen Handschuh“, ist seit über 66 Jahren ununterbrochen geöffnet und gilt als härteste Kneipe Deutschlands. Hier gehen Obdachlose, Prostituierte, gestrandete Existenzen, aber auch Millionäre, Sozialpädagogen oder Anwälte ein und aus. Einzigartige Schicksale, Dramen und Tragödien spielen sich ab.
Herbertstraße: Kein Roman
Manuela Freitag
[Anzeige*] Die Herbertstraße, eine 60 Meter lange Gasse mitten im Hamburger Rotlichtbezirk, an den Zugängen begrenzt von Sichtblenden. In den Fenstern präsentieren sich die Prostituierten den flanierenden Freiern. Eine von ihnen ist Manuela Freitag, seit mehr als 30 Jahren arbeitet sie hier. Sie ist die dienstälteste Domina der Herbertstraße. Nichts ist ihr fremd, keine Begierde, keine Obsession.
Vita
Seit November 2018 bei Twitter, 77.518 Follower (April 2024)
Klarname: Jasmin, Berufsname: unbekannt, geboren am 27.11.1999
https://twitter.com/DichJasmin/status/1251463068388859904
Fun fact: Bei Jule Stinkesocke lief es ganz genauso - die Eltern trennten sich und zogen in unterschiedliche Städte:
https://juliagothe.com/2010/08/23/ein-aufregender-tag/
(Es gibt meines Wissens keinen direkten Zusammenhang zwischen Jule und Jasmin, aber es macht für ein Realfake-Storytelling durchaus Sinn, wenn die Eltern einer jungen Frau keine Einheit mehr repräsentieren, räumlich nicht in der Nähe sind und ihr eigenes Leben führen. Beide Frauen sind noch dazu Einzelkinder, so dass es keinen Familienverband vor Ort gibt und das Narrativ eines komplett selbstbestimmten und unabhängigen Lebens überhaupt erst entstehen kann.)
Bis 2020 wissen Jasmins friedfertige Eltern nicht von ihrem Dasein als Sexworkerin. Ihre gesamten, mit großer Akzeptanz verbundenen Outing-Erfahrungen beschreibt sie in einem Thread (sie hat lediglich 2 Freunde verloren), ihrer Mutter erzählt sie im Juni 2020 davon, dem Vater wenig später. Beide akzeptieren und respektieren ihre Entscheidung:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1410927913302728709
Ihre Mutter schreibt Ende 2021 sogar einen Artikel über den Umgang damit und ermutigt andere Eltern: 'Meine Tochter prostituiert sich'.
Liebe Mütter und Väter da draußen, ich will euch nicht vorschreiben, wie ihr reagieren und was ihr gut finden sollt. Aber vertraut euren Kindern, hört ihnen zu und schluckt das erste Entsetzen herunter, wenn sie euch etwas anvertrauen, das mit eurem Weltbild nicht ganz zusammenpasst. Hört ihre Argumente und Gründe und respektiert sie. Einwände könnt ihr dann immer noch bringen und wenn die Kinder spüren, dass sie nicht gegen eine Mauer der Ablehnung anrennen müssen, werden sie diese Einwände auch annehmen und darauf eingehen.
Ich kann heute aus vollem Herzen sagen: Ich bin stolz auf meine Tochter und habe großen Respekt vor ihr und ihren Entscheidungen.
- Jasmins Mutter
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🚩 Die Mutter ist im Grunde auch schon wieder so eine Red Flag: ein Mensch, der augenscheinlich existiert und ihre Tochter Jasmin kennt, sie damit als echte Person verifiziert. Obwohl natürlich niemand weiß, ob es diese Mutter überhaupt gibt.
Jasmin wollte ursprünglich Buchhändlerin werden, ihre Mutter scheint gebildet, hat ihr Kind immer als Geschäftsfrau oder Literaturwissenschaftlerin gesehen. Ihr Vater ist Unternehmer, möchte trotz seiner vermeintlichen Akzeptanz, dass seine Tochter letztendlich in den Betrieb oder bei einem seiner Partner einsteigt, da er, Zitat aus einem ihrer Tweets, 'Beine breitmachen' nicht für einen Beruf hält.
https://twitter.com/DichJasmin/status/1673939283831582721
Bert Wollersheim, seines Zeichens Bordellbetreiber, hat zu diesem Thema einmal ein aufschlussreiches Interview gegeben:
Was macht Ihre Tochter beruflich?
Sie jobbt in der Kinderbetreuung. Sie hat einen Freund und eigentlich möchte sie nur eins: Frau und Mutter sein.
Hätten Sie etwas dagegen, wenn Ihre Tochter als Prostituierte arbeitet?
Ich habe ihr von vornherein klar gemacht, dass ich das nicht hinnehmen würde. Ich habe ihr die Chance gegeben, etwas anderes zu machen. Diese Chance hatten viele Frauen, die bei mir landen, nicht.
- Aus: "Ich bin ein Geschäftsmann“
Jasmins Beschreibung ihres Outings wirkt, lieb gesagt, stark beschönigend. Die Eltern möchte ich mal sehen, die nach ein paar gepflegten Gesprächen über Risiken und Nebenwirkungen von Prostitution zustimmend nicken, wenn ihre 20-jährige Tochter froh verkündet, dass sie seit der Schulzeit als Sexarbeiterin tätig ist und das auch zukünftig so halten möchte.
Die von den Eltern gewünschte Berufswahl hin, Berufswahl her - natürlich flippen sie vermutlich auch nicht aus vor Freude, wenn die Tochter Influencerin werden will oder Partysängerin am Ballermann. Aber Jasmin hat nun mal angeblich Abitur und damit stehen ihr alle Türen offen. Sie hat diese bewusste Chance, etwas anderes zu machen und muss Sexwork beispielsweise auch nicht Vollzeit betreiben - es wäre genauso gut neben dem Studium oder einer Ausbildung möglich.
Abitur
Jasmin, sexuell schon immer sehr aufgeschlossen, hat bereits als Schülerin die ersten Freier.
Doch wie kommt eine junge Abiturientin eigentlich dazu, nicht Lehramt zu studieren oder eine Lehre zur Bankangestellten zu machen – sondern Sexworkerin zu werden? „Es war nicht geplant“, sagt sie. Und sie habe da vorher nicht groß überlegt. In einer Bar habe ihr eines Abends ein Mann einen Cocktail ausgegeben und dann gefragt, ob sie sich etwas dazuverdienen möchte, wenn sie mit zu ihm komme. Sex habe sie schon immer gemocht, war „sexuell aufgeschlossen“ und hatte zuvor schon „einige“ One-Night-Stands.
- Donaukurier
Wie bist Du zu dem Beruf gekommen? #FAQJasmin
https://twitter.com/DichJasmin/status/1221064538600153094
Wie lange arbeitest du schon als Sexarbeiterin? Gibt es eine Deadline, wann du aufhören willst? Gibt es einen Plan B? #FAQJasmin
https://twitter.com/DichJasmin/status/1221064549366890496
Jasmin schrieb darüber den Artikel: 'Mein erster Kunde'.
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2019 macht Jasmin mit 19 Jahren Abitur, obwohl sie keinen Sinn darin sieht. Für sie steht schon zu diesem Zeitpunkt fest, dass sie als Vollzeit-Sexworkerin ihren Lebensunterhalt verdienen möchte. Alternativen scheint es nicht zugeben, da sie nicht gerne 'büffelt'.
Links
https://twitter.com/DichJasmin/status/1118110162869469186
https://twitter.com/DichJasmin/status/1139943416555614208
In ihren Tweets klammert sie das Thema 'Schule' komplett aus. Kein Wort zu Fächern, Klausuren, Prüfungsvorbereitung... man erfährt lediglich Wochen später ganz beiläufig, dass sie ihr Abitur bestanden hat.
https://twitter.com/DichJasmin/status/1147126482000666625
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Bilderklau
Jule Stinkesocke hat es in 15 Jahren auf 5 Profilbilder von zwei verschiedenen Frauen gebracht, bevor jemand dahinter kam. Und Jasmin? Sie hatte nicht immer ein Comic-Avatar. 2019 sieht ihr Profil noch so aus:
Außerdem postet sie gelegentlich animierende Bilder von sich. Wirklich von sich? Bereits im Juni 2019, etwa 7 Monate nach Jasmins 1. Tweet, sieht sich ein anderer Twitteraccount diese Bilder näher an und findet sowohl das Profilbild als auch Bilder in Tweets, die Jasmin zeigen sollen, auf diversen russischen Websites:
https://twitter.com/pudelskernspin/status/1137448726816067585
Ganz unter uns: Es dauert länger, ein passendes Bild auf russischen Sexsites zu finden, als mal eben selbst eines von seiner Kehrseite zu machen, die eher wenig wahrscheinlich von Männern wiedererkannt wird und noch weniger wahrscheinlich von Männern, die auf Twitter unterwegs sind.
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Nach diesem Reveal verstummt Jasmin für eine Woche und fährt 'ein paar Tage nach Holland', obwohl sie noch mitten im Abitur steckt. Schließlich äußert sie sich zu den geklauten Bildern - sie habe nur ihre Tweets und Erlebnisse beleben wollen:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1139943418443046913
2020 äußert sich Jasmin in einem Thread länger zu dem Bilderklau und - oh nein! - es gibt tatsächlich einen Stalker:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1273362462914621441
Ihre Tweets? Ihre Erlebnisse? Schwer zu glauben, wenn schon 'ihre Bilder' geklaut sind. Es liegt nahe, dass auch die überaus possierlichen und berührenden Kundengeschichten, die Spaß am Beruf vermitteln, nicht auf Jasmins Mist gewachsen sind. Und nach einigen Recherchen finden wir tatsächlich die bzw. zumindest eine Quelle.
Tweetklau
Der Blog von Jule Stinkesocke wurde immer als sehr authentisch wahrgenommen. War er aber nicht, diverse Texte waren nur das Recycling von Beiträgen, die schon Jahre zuvor auf einer anderen Plattform veröffentlicht worden waren. Jasmins Bilderklau war auf Twitter schon lange bekannt, der Tweetklau allerdings nicht.
Darf ich vorstellen:
Das ist Melanie, ein 'Freudenmädchen', dem einen oder anderen vielleicht sogar bekannt, da sie ab 2007 einen einigermaßen gut besuchten Blog hatte, der bis etwa 2011 aktiv war, seit etwa 2018 aber komplett offline ist: Neues vom Streetgirl.
Mehr über Melanie im Interview
Melanie ist 1983 geboren, hat Abitur gemacht und arbeitet als Vollzeit-Freudenmädchen, wie sie ihre Beschäftigung selbst nennt, hat schon in der Schulzeit damit angefangen. Hört sich bekannt an? Nicht nur das! Der Blog ist nicht so besonders umfangreich, enthält aber einige Kundengeschichten - possierlich und berührend. Und irgendwie vertraut.
Dieser ergreifende Beitrag wurde sogar als Thread aufbereitet:
Jasmin präsentiert diesen alten Blogbeitrag von 2009 jedoch nicht nur im neuen Gewand, sondern beantwortet auch Fragen dazu, als wäre sie selbst dabei gewesen:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1164816907184160768
Ja. Wow. Respekt. Zeitreisen kann nicht jeder!
Erstaunlicherweise begann der Tweetklau erst, nachdem der Bilderklau bereits aufgedeckt war - etwa 8 Monate, nachdem sich Jasmin auf Twitter angemeldet hatte. Der Gedankengang dazu würde mich wirklich interessieren: 'Ok, dann klaue ich eben keine Bilder mehr, sondern Text, das merkt ja niemand.'
Ja, ich habe Fragen!
Ist Jasmin, die stets darauf besteht, dass dies ihr echter Vorname ist, identisch mit Melanie, die ebenfalls darauf besteht, dass dies ihr echter Vorname ist, und hat ihre eigenen Blogbeiträge als Tweets recycelt? Dann wäre sie allerdings bedeutend (nämlich um 16 Jahre) älter als auf Twitter angegeben, sprich im Jahr 2024 schon 41 Jahre alt - und hätte eine Karriere als Sexarbeiterin hinter sich, die Jahrzehnte andauert.
Dagegen spricht, dass Details nicht übereinstimmen: die eine fährt S-Bahn, die andere U-Bahn, die eine ist bei der Mutter geoutet, die andere nicht, Melanie hat im Juni Geburtstag, Jasmin im November, Melanies Vater ist gestorben, Jasmins bei guter Gesundheit. Es würde sich auch die Frage stellen, wie es zu diesem Artikel kam, den angeblich Jasmins Mutter geschrieben hat.
Ebenfalls seltsam in diesem Zusammenhang: Jasmin meldet sich Anfang 2020 bei SEXWORKER - Forum für professionelle Sexarbeit an:
Sie schreibt, sie melde sich an, "um mich über Sachen zu informieren und auszutauschen, von denen ich nicht so die Ahnung habe und auch, weil ich bei Twitter sehr oft um Rat gefragt werde und mit manchen Themen auch etwas überfordert bin. Naja und auch um ein paar nette KollegInnen zu treffen."
Nach Jahrzehnten Sexarbeit sollte zumindest Melanie alles darüber wissen und falls sie tatsächlich immer noch in dem Bereich arbeitet und ohne Partner ihr Dasein nur mit Meerschweinchen und Thermomix verbringt, wäre ihr wirklich ein schneller und endgültiger Ausstieg aus der Branche zu wünschen.
Oder handelt es sich um zwei verschiedene Frauen und Jasmin ist tatsächlich eine Sexworkerin Anfang 20? Warum sollte sie dann nicht ihre eigenen Erlebnisse posten und stattdessen die des Streetgirls klauen inklusive Lebensgeschichte? Es mangelt ihr ja auch sonst nicht an Einfallsreichtum, denn spätere Geschichtchen stammen nicht aus diesem Blog. Und woher sollte sie diesen überhaupt kennen? Aktiv wurde er zwischen 2007 und 2011 bespielt - Jasmin wäre am Anfang 8, am Ende gerade 12 Jahre alt gewesen.
Oder ist Jasmin einfach von Anfang an eine fiktive Person mit fiktiven Erlebnissen, ein Account, der im Auftrag beruflich von einer Person, eventuell sogar von einem Mann, betreut wird, die sich nie selbst prostituiert hat? Und der Streetgirl-Blog wurde einfach als Vorlage und Inspiration genutzt?
Übrigens war auch das Freudenmädchen Melanie damals schon umstritten, da einige Geschichten stark 'Paulanergarten' riefen: Da war zum Beispiel der verstorbene Stammfreier, dessen Tochter ihr die frohe Botschaft einer Erbschaft überbrachte oder der Altnazi mit SS-Tätowierung, der beim Verkehr das Horst-Wessel-Lied pfiff. Die Leser fanden zum Teil deutliche Worte:
Ich finde das sehr unglaubwürdig. Die Tätowierung, das du das Pfeifen erkannt hast ... fast schon klischeehaft. Auf jedenfall werde ich dich jetzt von meiner "daily"-Liste runternehmen und nur noch monatlich einmal reinschauen obs was neues gibt. Dazu sind die letzten Beiträge von zu geringer Qualität und von zu seltener Frequenz.
- Aegre Reminiscens
Die Altnazi-Geschichte wärmte Jasmin übrigens auch nochmal auf, was ihr böse auf die Füße fiel:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1281902158712115200
Und was ist eigentlich aus Melanie geworden? Ein Post dazu wurde am 4. Oktober 2016 veröffentlicht. Im Jahr 2012 hatte sie das Kapitel Paysex weitgehend für sich abgeschlossen und wollte etwas Neues beginnen. Doch dann erfuhr sie, dass sie durch einen unseriösen Berater nahezu alles Ersparte verloren hatte. Sie lieh sich Geld im Milieu, zu einem unverschämten Zinssatz und mit der Verpflichtung, es abzuarbeiten. Kurz gesagt, sie verkaufte sich zum ersten Mal an einen Zuhälter. Nach vielen unschönen Ereignissen war sie nach zwei Jahren wieder ein freier Mensch. Aus nicht weiter genannten Gründen kam es für sie aber nicht in Frage, einen seriösen Job anzunehmen oder gar zu studieren und so arbeitete sie weiter als Sexworkerin. Ein Mensch, der mit ihr in Kontakt stand, schrieb mir, dass sie 2018 in einem Bordell in einer deutschen Großstadt war. Seitdem ist nichts über ihren Verbleib bekannt.
Spätestens im November 2018 ging der Streetgirl-Blog komplett offline. Jasmin meldet sich im November 2018 bei Twitter an. Zufall?
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Biografische Verläufe von Frauen in der Prostitution
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[Anzeige*] Der Lebensalltag von Frauen in der Prostitution ist gekennzeichnet durch gesellschaftliche Stigmatisierung und Ausgrenzung. Die vorliegende biografische und ethnografische Studie gibt Aufschluss über die Motivlagen für den Einstieg und den komplexen Verlauf der Prostitutionstätigkeit, wobei die Grenzen zwischen Freiwilligkeit und Zwangskontexten fließend sind.
Ungereimtheiten
Es gab und gibt viele Stimmen, die an Jasmin zweifeln und ein Grund ist immer, dass sie nicht altersgemäß wirkt. Sie schreibt kaum über das, was 20jährige typischerweise gern machen: In Bars, Clubs, auf Festivals gehen. Shoppen. Friseur. Maniküre. Das hat sie mit Jule Stinkesocke gemeinsam und ich glaube, dass die Menschen in beiden Fällen trotz aller Warnsignale einfach glauben wollten, dass es die Personen wirklich gibt: die Heldin im Rollstuhl auf der einen, die junge, selbstbestimmte, happy Sexworkerin auf der anderen Seite.
Altersfragen
Wahlen, Werding und Witzigkeit
Es gibt auch einzelne Tweets, die Jasmins angebliches Alter fraglich erscheinen lassen:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1133490608591577088
Wie viele Wahlen will sie mit 19 schon mitgenommen haben?
https://twitter.com/DichJasmin/status/1143053969582972929
(Meine Mom steht auch auf Juliane Werding, aber sie ist über 70, was Jasmins Mutter rein rechnerisch bestimmt nicht ist.)
https://twitter.com/DichJasmin/status/1694233017147908316
Ja, der war jetzt auch eher deutlich vor Jasmins Geburt im TV 😉 Und auch diese Beine einer angeblich 20jährigen werfen Fragen auf:
https://x.com/DichJasmin/status/1277706218115661824
In ihrer Geschichte 'Pädophile Freier - und meine Grenzen' kam sie mir ja eher elfenhaft vor. Auf ihrem Facebook-Profil stellte sie ihre Figur jedenfalls so dar:
Und hier, mit 19 einen BMI, den sie schon 'ewig' hält? Ist jetzt auch eine interessante Einschätzung:
https://x.com/DichJasmin/status/1136663200043327490
Mir kommt es auch so vor, als wenn die - haha lustig - Stories aus ihrem Arbeitsalltag immer onkeliger und abstruser wurden, aber das ist Ansichtssache:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1764939829551255836
Ja. Schon klar. Und zwanzigjährige Mädels sitzen gern in der 'Stammkneipe' und essen anzüglichen Kartoffelbrei:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1668530046170980354
Dieser Pfanni-Joke ist unglaublich funny. Allgemeine Heiterkeit! Kaum naht die Cannabis-Legalisierung, weiß Jasmin natürlich auch etwas zum Thema Hanf - haha Zufall - zu berichten:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1773266107983339531
Kopfkino: Jasmin beim Verlassen der Wohnung mit 2 Hanfpflanzen
Sprachfehler
Realfakes teilen sich oft nur schriftlich mit, können weder telefonieren noch facetimen und haben dafür immer eine Ausrede parat. Und auch Jasmin musste ihre Mitwirkung an einem Podcast leider absagen. Begründung: Sie stottert. Ja so habe ich auch geguckt.
Spaß am Sex
Jasmin ist eine echte Vorzeige-Sexworkerin: Ohne Zuhälter, ohne Loverboy hat sie voll freiwillig Spaß daran, weil sie ja sexuell so aufgeschlossen ist. UND wird auch noch von zahlreichen Promis gebucht:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1430189809872646146
https://twitter.com/DichJasmin/status/1164123967151640576
https://twitter.com/DichJasmin/status/1186533748160057344
↓ Kommentar anzeigen
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Jasmin wirkt komplett von Paysex überzeugt und gibt anderen Frauen Tipps, die überlegen, auch in diesem Beruf zu arbeiten:
„Ich könnte jetzt nicht pauschal sagen, jede kann oder soll im Sexwork arbeiten. Man muss das für sich selbst überlegen und herausfinden“, erzählt Jasmin. Allen, die darüber nachdenken, ob Sexwork etwas für einen ist, empfiehlt sie den „Bustest“. „Einfach mal in einen vollen Bus oder die Bahn setzen und dann vorstellen, man soll gleich mit 80% der Leute ins Bett. Wenn man da nicht abgeschreckt ist, kann man weiter drüber nachdenken“, sagt sie.
- Donaukurier
(Dieser Tipp ist allerdings nicht auf Jasmins Mist gewachsen, sondern wird in der Branche schon lange herumgereicht.) Und sie gibt auch gerne einen konkreten Rat für den Einstieg:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1267186709088829448
Auf den ersten Blick gibt es im Grunde nichts gegen Jasmin zu sagen: selbstbestimmt, aufgeschlossen, verantwortungsbewusst, hilfsbereit. Aber warum wird sie dann schon 2019 als 'Lobbyfakeaccount' beschimpft? Und was ist das für eine Verbindung zu Kaufmich?
Kaufmich
Kaufmich ist eine Sexarbeiter-Plattform, die von den Brüdern David, Julius und Robert Dreyer aus Bielefeld gegründet wurde und 2009 an den Start ging. Über diese Website können sich Prostituierte statt im Schaufenster im Internet präsentieren, Freier können diese Profile betrachten und Kontakt aufnehmen. Mit der letztendlichen Abwicklung des Geschäfts haben die Seitenbetreiber nichts zu tun und vermeiden damit den Strafbestand der Zuhälterei. Clever!
Im Impressum von Kaufmich wird die Ideawise Limited in Hong Kong und als deutsche Mitglieder- und Kundenbetreuung die SmH Servicecenter.de GmbH aus Berlin genannt, Geschäftsführer ist seit 2014 ein Herr Moritz S., ebenfalls aus Bielefeld. Dieser hat es weit gebracht: Vom kaufmännischen Angestellten in einem Musikladen über Jobs als Kundendienstmitarbeiter für einen Entwickler von Computerspielen und eine Unterhaltungsfirma zum Geschäftsführer einer GmbH (Stammkapital: 25.000 Euro). Werfen wir doch mal einen Blick auf das 'Servicecenter mit Herz':
Interessant: 2017 und 2018 lässt der Gewinn im Vergleich zu anderen Jahren ziemlich zu wünschen übrig. Noch interessanter: Bei Google wird Werbung für die Plattform Kaufmich abgelehnt – Escortservices sind dort nicht erwünscht. Auch andere große Plattformen verbieten entsprechende bezahlte 'Ads', wie beispielsweise Facebook - und Twitter.
Sieht man sich das SmH Servicecenter.de GmbH auf LinkedIn an, entdeckt man (wenig überraschend), dass dort Community Manager angestellt sind. Es gibt aber auch andere kreative Stellen, zum Beispiel für Bordell-Tester, was als 'Aprilscherz' deklariert wurde, aber bis heute online ist.
Die Marketing Managerin
Eine Frau fiel mir bei den Recherchen zu Kaufmich speziell auf:
Eine 'Digital Marketing Managerin', ehemalige Sexworkerin, hat für Kaufmich 2017 die Website https://zwangsprostitution.de erstellt - eine 'Informationsseite zum Thema Zwangsprostitution mit Meldemöglichkeiten und Hilfestellungen', mit deren Hilfe sich das Unternehmen für selbstbestimmte Sexarbeit positioniert. Das ebenfalls von ihr entwickelte 'Big Sister Forum - Anonyme Hilfe und Support von und für Sexworker', gedacht als 'Wissensressource für Sexarbeit im deutschsprachigen Internet' ging im Juni 2019 an den Start, ist allerdings nicht mehr online. Wait, Wissensressource? Da musste ich doch gleich an 'Jasmins Sexwork Twitter-Lexikon' denken...
Fakt ist: Jasmin meldet sich nach 2 mageren Jahren für die SmH Servicecenter.de GmbH Ende 2018 bei Twitter an. Zufall? Absicht? Eine verdeckte Marketingmaßnahme, um den Umsatz anzukurbeln? Kaufmich ist zu dieser Zeit trotz Werbeverbot selbst bei Twitter aktiv und promotet diverse Marketing-Maßnahmen wie einen Adventskalender oder eine 'World of Whorecraft' Party. Seit 2022 existiert der erste Account nicht mehr, da er von Twitter gelöscht wurde. Ein zweiter Account, der bis heute aktiv ist, wurde 2022 eröffnet.
Der Jasmin-Account wäre aus der Sicht von Kaufmich ein billiges und sicheres Marketinginstrument. Dafür spricht: Jasmin macht von Anfang an unverhohlen Werbung für Kaufmich und postet Screenshots von der Plattform.
Jasmin sucht also keine Kunden, sondern will nur ganz privat über ihr Paysex-Leben twittern und dabei unbedingt anonym bleiben, haut aber gleich mal prominent den Link zu Kaufmich ins Profil. Schon im ersten Tweet prangt der Hashtag #kaufmich, und auch in vielen weiteren.
'Sucht mich nicht, denn ich habe Stalker, aber falls ihr mich doch finden wollt, dann bei Kaufmich!'
Ok? Muss man das verstehen? Vermutlich nicht.
Was hätte es schon für Jasmin geändert, wenn sie die Plattform nicht genannt hätte? Nichts!
Gefunden hat ein passendes Profil bis heute jedenfalls niemand. Aber wie viele Menschen haben sich wohl wegen Jasmin tatsächlich bei Kaufmich angemeldet - Männer, um sie zu buchen, Frauen, um ihre 'Dienstleistung' anzubieten?
In einem Thread verteidigt sich Jasmin:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1298522552864780289
Frei nach Forrest Gump: 'Dümmlich ist der, der Dümmliches tut.'
Na gut, dann zählen wir ganz dümmlich ein bisschen. Oder nennen wir es einfach: Statistik.
Tweetfrequenzen
Die Idee, Accounts über ihre Tweetfrequenzen auf Unstimmigkeiten zu checken, ist nicht neu. Auch bei Jasmin sah 2021 schon mal jemand genauer hin und sprach von 'Telemetriedaten'. Dabei handelt es sich eigentlich 'nur' um das Datum und die Uhrzeit von Tweets und Replys. Wenn man genug Daten hat, ergeben sich daraus Muster, die den Tagesablauf des Twitterers sehr schön widerspiegeln. Früher gab es dafür Apps, heute ist die Twitter-API nicht mehr zugänglich, aber mit einem kleinen Script kann man diese Datensätze herunterladen und dann automatisiert entsprechend aufbereiten. Ist ein bisschen Handarbeit, aber wenn man die es erst mal eingerichtet hat, geht es ganz flott.
https://twitter.com/DichJasmin/status/1400117478710251520
Der Twitteraccount @spiegelstelle vermutet:
Die Prostitutionslobby beschäftigt Frauen, die sich gut ausdrücken können und Werbung für "Sexarbeit" machen. Es ist so manche abgebrochene Studentin darunter, die aus Geldnot mal als Prostituierte gearbeitet hat. Sobald die Accounts genug Follower haben übernimmt sie ein Mann.
Wir wissen nicht, wer tatsächlich hinter dem Jasmin-Account steckt. Beobachte ihn schon länger und meiner Ansicht nach hat 2019 der Accountführer gewechselt. "Jasmin" schreibt, was ein bestimmter Typ Freier gern über Prostitution lesen möchte. Vielleicht ist "Jasmin" ein Mann?
Jasminliebtdich dient eindeutig Werbezwecken für die Plattform #Kaufmich. Deren Begründer wollen vermeiden, direkt mit der Vermittlung Prostituierter in Verbindung gebracht zu werden. Das hätte u.A. juristische Konsequenzen.
Die Theorie, dass Kaufmich eine (ehemalige) Prostituierte anheuert, um mit ihr als fiktive Twitter-Jasmin Werbung für die Plattform zu machen, hat viel für sich. Alternativ kann sich hinter Jasmin aber auch jeder random Mann oder jede random Frau verbergen, der/die einfach den Job gezogen hat, 'Pro Paysex' zu twittern und als Vorlage für die Tweets den ehemaligen Streetgirl-Blog aufs Auge gedrückt bekommen hat.
Der Twitteraccount @kallomidt sah sich Jasmins Tweetfrequenzen 2020 ganz genau an und verglich sie mit denen von Kaufmich und anderen Sexworkerinnen in einem Thread.
Der Jasmin Account dreht gerade durch, weil die Vermutung aufkam, dass der Account von der Socialmediaabteilung eines Prostitutionsvermittlungsportales professionell bespielt wird. Diese Bissigkeit irritiert. Ist da ein bellender Hund der getroffen wurde?
Als erstes haben wir hier die Tweetfrequenzen von 'authentischen' Lobbyhuren von 2020, auf den Wochentag bezogen:
https://twitter.com/kallomidt/status/1298563095565078529
Es gibt auffallend wenig Unterschiede zwischen den einzelnen Wochentagen, auch am Wochenende wird munter getwittert. Klar, Sexarbeit hat nun mal keine 5-Tage-Woche.
Das hier sind hingegen die Tweetfrequenzen von Kaufmich von 2020, auf den Wochentag bezogen:
https://twitter.com/kallomidt/status/1298563098257711104
Wenig überraschend: Die meisten Tweets werden von Monat bis Freitag abgesetzt, nur vereinzelt auch am Wochenende. Auch der Betreuer dieses Accounts hat mal Wochenende.
Und bei Jasmin? Das sind schließlich ihre Tweetfrequenzen von 2020-2023, auf den Wochentag bezogen:
Eigene Auswertung
Es ist ziemlich eindeutig, dass der Verlauf entweder auf einen professionell bespielten Account hindeutet oder zumindest auf einen, der ein geregeltes Arbeitsleben hat. Am Wochenende ist jedenfalls mächtig wenig los.
Schauen wir uns doch mal Jasmins angeblichen Tagesablauf an. Sie ist laut eigener Aussage kein Morgenmensch.
https://twitter.com/DichJasmin/status/1134754402097651712
Davon mal abgesehen ist sie ziemlich fleißig:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1120001793575084033
https://twitter.com/DichJasmin/status/1614638094371934208
Okee! Ihr Job scheint doch sehr zeitaufwendig zu sein - bei 6 Tagen/Woche kommt sie klar auf mehr als 6 Stunden pro Tag. Eigentlich Zeit, in der twittern nicht angesagt ist 😉 Hier ein Blick auf die Anzahl Tweets in den Jahren 2020-2023 nach Uhrzeit (0-24 Uhr), jeweils auf 1 Jahr kumuliert:
Eigene Auswertung
Es ist schon putzig: Unter der Woche beginnt Jasmins Tag (nicht vergessen: kein Morgenmensch!) zwischen 6 und 7 Uhr, gegen 17 Uhr gibt es einen derben Abfall. Am Wochenende steht Jasmin hingegen erst zwischen 8 und 9 Uhr auf. Und genau diesen Wochenrhythmus sieht man in jedem Jahr. Jeder Beamte wäre neidisch auf einen so schön definierten Ablauf - es scheint während der Arbeitszeit auch noch genug Möglichkeit zu geben, Twitter zu bespaßen.
Aber Jasmin wäre nicht Jasmin, wenn sie dafür nicht eine Erklärung hätte:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1473184446413250566
Tatsächlich twittert sie dann und wann, dass sie so zwischen halb neun und halb zehn läuft. Aber was sagen die Tweetfrequenzen dazu? Kurz gesagt: Bullshit. Entweder steht die Frau um halb sieben auf, füttert ihre Meerschweinchen, twittert umgehend, dass die Tasten glühen und geht kurz um 9 eine Viertelstunde joggen - oder das ist einfach ein komplettes Märchen. Nach 17 Uhr wäre noch Zeit, einen Kunden reinzuquetschen, aber 2 oder gar 5 Termine geben die Datensätze einfach nicht her.
Hier mal ein random Tag aus Jasmins Twitterleben (Tweets und Replies):
Eigene Auswertung
Alles was recht ist, aber der Account ruft eindeutig nicht 'freiberufliche Sexworkerin'.
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Und plötzlich gehörst du ihm
Merel van Groningen
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Die Trostfrauen
Ruth Hallo
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Die Hauptstadtdiva
Kommen wir zurück zu der 'Digital Marketing Managerin' und ehemaligen Sexworkerin, die ab 2012 bis (vermutlich) Ende 2023 für Kaufmich bzw. zuerst die SmH Servicecenter.de GmbH, später Ideawise tätig war. In ihrem Profil auf LinkedIn gab es genaue Angaben dazu, die allerdings nach einer Mail meinerseits an sie umgehend gelöscht wurden. Sie hat übrigens auch Abitur.
An dieser Stelle: Ich kenne ihren Realnamen, werde ihn aber in diesem Beitrag aus Gründen nicht nennen. Wirklich wichtig ist dieser auch nicht, da sie mit mehr als 5+ Pseudonymen unterwegs ist/war - es scheint nach eigener Aussage auch eine Diagnose in Richtung Schizophrenie oder schizo-affektive Störung zu geben. Ihr Geburtsjahr 1968 nenne ich allerdings zum Vergleich mit Melanie (1983) und Jasmin (1999).
(Leider teilte sie mir nach meiner ersten Mail mit, dass ich von weiteren Anfragen absehen möge. Muss ich respektieren. Dann muss sie aber auch mit meinen Beobachtungen leben, die ich in diesem Beitrag teile.)
Diese Frau hat den Twitteraccount @hauptstadtdiva und auch (vermutlich bis 2021) den Twitteraccount von Kaufmich bedient:
https://twitter.com/hauptstadtdiva/status/1357756124498378753
https://twitter.com/hauptstadtdiva/status/1378361027197333512
Lernen wir die Hauptstadtdiva in diesem Interview für das Kaufmich-Magazin einfach mal besser kennen, hier unter dem Namen Susi:
"Ich bin Susi und seit 2011 als Beraterin und Branchen-Kennerin für Kaufmich tätig. Ich habe zehn Jahre als Independent Escort in Berlin und London gearbeitet. Übrigens mit ausgezeichneten Referenzen und Bewertungen.
Ich versuche bei meiner Arbeit, die Erfahrungen von Escorts und Kunden sowie Branchenkenntnisse einzubringen und arbeite mit dem Community Management Team zusammen. Allerdings bin ich auch mit den anderen Abteilungen verbunden. Dazu gehört das Marketing und Support, die Technik und Presse.
Seit einigen Jahren kümmere ich mich auch um Social Media von Kaufmich. Auf Twitter könnt Ihr uns folgen und täglich News aus der Szene lesen. Außerdem leite ich das KM Magazin, indem wir laufend interessante Beiträge veröffentlichen. Auch wähle ich täglich Community-Beiträge Gastautoren und Escort Blogs aus, die als Top Eintrag auf der Startseite und im Magazin erscheinen.
Der Tag beginnt mit dem Pressespiegel und ich lese mir zum Thema Sex und käufliche Lust sämtliche Online- und Zeitungsartikel durch. Eine Auswahl erscheint dann auf Twitter. Ich halte nach Top Blogs Ausschau, die interessante Diskussionen anregen oder die die erotische Fantasie beflügeln.
Zu meiner Arbeit gehören auch gelegentliche Stippvisiten in Sexworker- und Kundenforen und der Besuch anderer Kanäle, wo Kaufmich Thema ist. Dort erhalte ich User Feedback und Verbesserungsvorschläge und lerne, wie unsere Community so tickt."
- Kaufmich Interview
Interview-Bild 'Susi' vs Profilbild 'Jasmin'
Inzwischen hat die Hauptstadtdiva übrigens braune Haare und nutzt genau wie Jasmin KI-generierte Profil-Avas - sie sieht in echt Jasmins letztem Ava sogar einigermaßen ähnlich. Darüber hinaus hat(te) sie ein eigenes Kaufmich-Profil als Escort und war nach eigenen Angaben zwei Jahre lang als Admin des SEXWORKER - Forum für professionelle Sexarbeit tätig, in dem sich Jasmin 2020 angemeldet hat. Sie stellte bereits Anfang der 2000er eine eigene Escort-Website ins Netz und hat seitdem über viele Jahre teilweise drei Blogs nebeneinander geführt.
Moment mal, Blog? War da nicht was? Genau: Ich gehe fest davon aus, dass die Hauptstadtdiva den Streetgirl-Blog kannte, denn in einem Forum für Sexarbeit gibt es den Thread 'Deutschsprachige Blogs', der 2007 eröffnet wurde und im ersten Post auf den Streetgirl-Blog hinweist. Das Streetgirl selbst, Melanie, meldet sich später zu Wort - und die Hauptstadtdiva postet im selben Thread unter ihrem Pseudonym 'Ariane' den Link zu ihrem eigenen Blog:
Und ja, man kann aus Arianes weiteren Posts in diesem Forum zweifelsfrei entnehmen, dass es die Hauptstadtdiva ist. Zwischen 2014 und 2019 war sie dort nicht aktiv, 2020 - um den Zeitpunkt der Anmeldung von Jasmin im Forum am 06.02.2020 - jedoch wieder verstärkt.
Ein weiterer Blog, den die Hauptstadtdiva kannte und in ihren Blogrolls verlinkte, war 'Belle de Jour' - eine englische Studentin, die aus Geldnot von 2003 bis 2004 als Escort arbeitete, veröffentlichte dort anonym ihre Erlebnisse als Sexworkerin. Ihr wurde oft von Kritikern vorgeworfen, dass sie die Prostitution in einer unverantwortlichen Weise verharmlose oder gar fördere. Der Bischof von York kritisierte, dass sie einen Mythos einer selbstbestimmten bürgerlichen Frau als Prostituierte entwerfe und dabei ein verherrlichendes Bild der Prostitution zeichne. 2009 outete sich 'Belle de Jour' als Brooke Magnanti und gab The Sunday Times ein ausführliches Interview. Einiges an ihrer Geschichte erinnert sehr an Jasmin und könnte eine gute Vorlage abgegeben haben.
Sind wir mal ehrlich: Wenn irgendein Mensch dafür prädestiniert ist, den Jasmin-Account zu betreiben, dann ist es die Hauptstadtdiva. In ihrem Leben sind einige Überschneidungen zu finden, so hatte der Vater genau wie Jasmins einen eigenen Betrieb und wollte, dass sie diesen später übernimmt, aber sie entschied sich für einen anderen Weg als Sexworkerin. Davor machte sie noch eine Lehre in einer Druckerei - Jasmin wollte immer Buchhändlerin werden.
Nach einem genaueren Blick auf ihren Twitteraccount stellt man fest, dass die Hauptstadtdiva öfter mal in Barcelona war - kein Wunder, denn das ist der Sitz der Ideawise Group ('Community Management, Marketing, Product Development'). 2021 plagt sie große Sehnsucht:
https://twitter.com/hauptstadtdiva/status/1367500016760348676
Kaum eine Woche später überkommt Jasmin aus heiterem Himmel das Verlangen nach diesem Tweet:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1370496045579403270
In der ersten Maihälfte 2022 ist die Hauptstadtdiva dann tatsächlich back in Barcelona und am 14. Mai 2022 twittern weder sie noch Jasmin - eine ziemliche Seltenheit 😉 Die beiden scheinen eine Vorliebe für dieselben Urlaubsorte zu teilen:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1139943416555614208
https://twitter.com/hauptstadtdiva/status/1604445310243438594
Und für diverse Locations. Im Juni 2023 macht Jasmin Werbung für eine Veranstaltung im Berliner Berghain, 3 Tage später erfährt man, dass die Hauptstadtdiva in der Nachbarschaft lebt:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1669270478496694273
https://twitter.com/hauptstadtdiva/status/1670351473111072771
Jasmin ging in all den Jahren auf Twitter übrigens nie ins Theater, die Hauptstadtdiva ist hingegen sehr stolz darauf, dass sie einst in einem Theaterstück, das angeblich nach einem ihrer Blogs benannt wurde, im Chor mitspielen durfte. Und es gibt weitere klitzekleine Gemeinsamkeiten:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1640015320050982912
https://twitter.com/hauptstadtdiva/status/1343601160331141120
https://twitter.com/DichJasmin/status/1470363251691110415
https://twitter.com/hauptstadtdiva/status/1272938273510502404
Ende 2023 plagen beide Zahnprobleme:
https://x.com/DichJasmin/status/1718899589183369412
https://x.com/hauptstadtdiva/status/1724137459036942622
Klar, das sind unbedeutende Überschneidungen, die bei Recherchen zu Realfakes zum Grundrauschen gehören. Aber es sind oft winzige Details, die in der Masse ein Gesamtbild ergeben. Wenn man jetzt noch weiß, dass die Hauptstadtdiva in Berlin wohnt, aber aus Duisburg kommt, erscheint manches in einem anderen Licht:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1727282986264285296
https://twitter.com/DichJasmin/status/1581900018859941888
Sehr spannend finde ich persönlich diesen Forenbeitrag der Hauptstadtdiva:
Ich habe da durchaus eine Idee, was dieses stille und heimliche 'Online-Outreach'-Projekt gewesen sein könnte... Code-Name 'Jasmin' eventuell? 😉 Es sprengt leider jeden Rahmen, alle Übereinstimmungen aufzuzählen, aber ich könnte noch beliebig viel nachlegen. Fun fact: Selbst Jasmin dachte bereits öffentlich darüber nach, ob sie vielleicht die Hauptstadtdiva ist.
https://twitter.com/DichJasmin/status/1378278080532385792
Es gab übrigens viele Interaktionen zwischen beiden Accounts. So pushte Jasmin 2022 aus heiterem Himmel einen Tweet der Hauptstadtdiva von 2020:
https://x.com/DichJasmin/status/1592610350998126592
Weitere Interaktionen trage ich bei nächster Gelegenheit nach.
Duo-Tweetfrequenzen
Zurück zu den Tweetfrequenzen, die auch Vergleiche zwischen 2 Accounts - @dichjasmin und @hauptstadtdiva - hergeben. Am Anfang habe ich einfach die Datensätze von zufälligen Tagen verglichen und konnte schnell sehen, dass generell blockweise getwittert wird, die Tweetzeiten aber auch schön 'verzahnen':
Eigene Auswertung
Das funktioniert auch über alle Jahre hinweg. Hier der 2. Weihnachts-Feiertag von 2019 bis 2023:
Vergleich Tweets 2. Weihnachtsfeiertag von 2019-2023, Jasmin/Hauptstadtdiva
Für alle Freunde von Statistiken - was die Gesamtzahlen angeht: 2023 konnten von der Hauptstadtdiva 7951 Tweets und Replys (ohne Likes oder Retweets) eingelesen werden, von Jasmin 18352. Im 1. Quartal 2024 steht es 2735:4060. Ist nicht das optimale Verhältnis, aber man kann nicht sagen, dass die Hauptstadtdiva wenig twittert: durchschnittlich 662x (2023) oder 991x (2024) im Monat und 22x bzw. 33x am Tag.
Motivation
Um es ganz klar zu sagen: Jasmin war definitiv kein ZWEITACCOUNT, der dieselben Positionen wie die des eigentlichen Verfassers ausdrücken sollte. Jasmin war ein gezielt konstruierter MARKETINGACCOUNT, der gleichzeitig als niederschwellige Informationsressource genutzt wurde.
Ein Beispiel: Jasmin hatte einst noch den Nebenaccount Faqjasmin, der 2023 verschwunden ist und machte den Erklärbär rund ums Happy Sexworking, hier: Thema Covern. Die Haupstadtdiva hat für Kaufmich den Wissensspeicher Bigsister entwickelt, hier ebenfalls Thema Covern. Beide bedienen damit genau dasselbe Segment: Einstiegshilfe und Support für neue Sexworkerinnen.
Tatsächlich hat die Hauptstadtdiva grundsätzlich einen ganz anderen Schreibstil als Jasmin, wenn sie in ihrem Namen oder unter einem ihre Pseudonyme schreibt, aber ihre Artikel für Kaufmich lesen sich alle 1:1 wie die Tweets und FAQ von der liebenden Sexworkerin. Ein Buch, das sie während der Pandemie geschrieben und selbst verlegt hat, erwies sich als weitgehend abgekupfert - wie die 'Streetgirl'-Tweets von Jasmin?
Manchmal stimmt der Schreibstil auch komplett überein - hier ein von Jasmin oft gebrachter "Chef"-Tweet:
Und die Haupstadtdiva hat ein großes Problem - kaum Reichweite:
https://twitter.com/hauptstadtdiva/status/1533742211103334400
Trotz 1.850 Followern, was nicht wenig ist, wird sie auf Twitter mehr oder weniger ignoriert. Ihre zahllosen Veröffentlichungen werden nicht geteilt. Ob das an ihrem Job bei Kaufmich oder ihrer Person liegt, sei dahin gestellt.
Jasmin hat dieses Problem nicht - sie hat Reichweite, sie wird gehört. Sie veröffentlicht selbst Beiträge auf Publikum und schreibt dort über Sexwork, bis heute sind 13 Artikel zu finden. Dort macht sie u.a. kategorisch klar, dass es Sex nur mit Kondom gibt und ein Sexkaufverbot wie das "Nordische Modell" für sie keine Lösung ist, gibt Tipps für Natursekt-Spielchen und erzählt von ihren Erlebnissen auf dem Straßenstrich.
Jasmin wird auch veröffentlicht und gibt gerne Interviews:
- Diskussion um Sexkaufverbot: Sexarbeiterin sieht sich durch mögliches Verbot in Gefahr (November 2019, rtl.de)
- Kauf mich! Ein Interview mit Jasmin (Januar 2020, Trendspot)
- „Aus Verzweiflung gehen viele auf den Straßenstrich" (Mai 2020, Donaukurier)
- "Junge Sexworkerin fordert, dass auch Prostituierte "bald geimpft werden" (April 2021, watson.de)
- Sexwork und Twitter #2 (Oktober 2021, badidol.net)
- Tod von Escort-Dame: "Bevorzuge Hotels, da werden Hilferufe eher gehört" (September 2022, puls24.at)
- Das nordische Modell und die christlichen Demokraten (November 2023, die-flaschenpost.de)
Es handelt sich dabei immer um Texte, einen Podcast oder ein Video gibt es nicht. Ich habe bei Journalisten, die mit Jasmin ein Interview geführt haben, nachgefragt, ob es ein Telefonat gab. Niemand konnte sich (bisher) daran erinnern, nur an DM oder Emails. Auch auf Twitter ist niemand zu finden, der Jasmin jemals gesehen hat. Eine Twitterin hatte immerhin WhatsApp-Kontakt. Ok.
Der Jasmin-Account bietet genau das niederschwellige Informationsangebot, das sich die Hauptstadtdiva wünscht - und Jasmin wird auch oft für ihre Aufklärungsarbeit gelobt. Nun ist Aufklärung per se sehr lobenswert und wünschenswert, aber wieviel Wert hat sie, wenn sie von einer fiktiven Persona vorgetragen wird und diverse Täuschungen beinhaltet? Ist am Ende der Vertrauensverlust nicht höher zu bewerten als der Informationsgehalt?
In ihrem alten Blog (inzwischen offline) schreibt die Hauptstadtdiva ganz deutlich, was sie sucht: Zugangswege zu den (Amateur-)Huren über das Internet. Tja. Twitter bietet sich als Kanal durchaus an.
Verharmlosung
Jasmin legt großen Wert darauf, dass sie nicht ihren Körper, sondern 'Zeit und eine Dienstleistung' verkauft - und dabei großen Spaß hat. Gut und schön, aber mir persönlich geben einige Geschichten ganz komische Vibes. Nehmen wir zum Beispiel Jasmins Selbstversuch auf dem Straßenstrich:
Respekt vor allen Kolleg*innen, die am Strich arbeiten. Und das nicht nur bei relativ gutem Wetter wie es an dem Tag herrschte. Gleichzeitig aber auch die Bestätigung für mich, dass ich das ebenfalls kann. Und trotz der Widrigkeiten hat es durchaus auch Spaß gemacht. Viele Kunden waren freundlich und unkompliziert und mit der polnischen Kollegin habe ich weiterhin Kontakt.
Bereuen tue ich die Erfahrung nicht und ich habe es auch nicht bei einem mal belassen, sondern mich sporadisch wieder dort hingestellt.
- https://publikum.net/mein-erstes-mal-auf-dem-strich
Resümee: Straßenstrich macht Spaß, schafft Selbstbewusstsein, Jasmin stellt sich gern gelegentlich dorthin, lernt auch noch neue Freundinnen kennen - was soll das für junge, naive Mädchen bitte für ein Signal setzen?
Was ich persönlich echt schäbig finde: Bei dem angeblichen Feldversuch 'Straßenstrich', der sich liest wie ein interessantes Schulprojekt, sollte sie eine 'sehr gute Freundin' covern, diese hatte überraschenderweise keine Zeit. Also musste eine Twitterin ran, die sich sehr geehrt fühlte:
Man könnte sich jetzt fragen, ob die 'sehr gute' echte Freundin von Jasmin bei ihrer 6-Tage-Woche jeden Tag stundenlang da sitzt und covert? Gibt es kein weiteres Backup? Konnte der Selbstversuch nicht verschoben werden? Oder war die Twitterin einfach eine billige Verifizierungsnummer, um so zu bestätigen, dass Jasmin existiert, weil sie ja jemand 'privat kennt'?
2020 gab Jasmin der Redakteurin einer Schülerzeitung ein Interview, nach Protesten nahm der zuständige Lehrer den Artikel aber vom Netz. Ich weiß nicht, was genau in der Schülerzeitung stand, aber nicht nur unter der Prämisse, dass Jasmin so nicht existiert, geht das aus meiner Sicht in die falsche Richtung.
Diverse Verharmlosungen tragen jetzt auch nicht unbedingt zu einer realistischen Darstellung der Gefahren von Paysex bei:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1088203059359031296
Bekam der Tweet 2019 nicht genug Aufmerksamkeit? 2023 gab es eine Neuauflage, nur dramatischer:
https://twitter.com/DichJasmin/status/1734559045640450233
Da es angeblich nur ein Telefonat gab und der Termin schon 2 Monate zuvor war, erstattet Jasmin keine Anzeige. Wie auch übrigens 2019 nicht. Und das obwohl sie weiß, dass das sogenannte „Stealthing“ nach § 177 StGB strafbar ist. Wie bitte? Ist der klugen Jasmin entgangen, dass eine Anzeige noch weitere Funktionen wie die Dokumentation und statistische Erfassung der Straftat hat? Zum Beispiel könnte ein 'Serienstealther' unentdeckt bleiben, solange keine Anzeigen erstattet werden. Er könnte aber auch (ggf. noch nach Jahren) identifiziert werden, wenn er in ähnlich gelagerten Fällen ermittelt werden kann.
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Jasmins Abgang
Weg war sie, Deutschlands niedlichste und eifrigste Sexworkerin, ganz ohne 'Tschüs', ganz ohne 'Ich kann das nicht mehr'. Am 28. März 2024 wurde Jasmin das letzte Mal gesichtet und ließ danach über Drittaccounts ausrichten, dass sie 'Twitterdetox' betreibt (und anscheinend auch 'Bluesky-Detox' - ob es ihr dort auch zu toxisch war?).
Am 28. Juli 2021 verschwand sie schon einmal, worauf ihre Fanbubble den Hashtag #LiebefürJasmin ins Leben rief, um sie zur Rückkehr zu bewegen. Tatsächlich, sie erbarmte sich und kam am 11. August zurück. Grund für diese Auszeit waren Rassismus-Vorwürfe wegen einiger ihrer Tweets. Die Hauptstadtdiva twitterte in diesem Zeitraum weiter und legte zum Thema nach:
https://twitter.com/hauptstadtdiva/status/1421110079663841284
Ich zitiere an dieser Stelle die bemängelten Tweets, um die es ging, nicht, aber ja, ein besonders gutes Licht warfen sie nicht auf Jasmin, die lustig zimtfluencende Sexworkerin. Ihr schadeten die Vorwürfe dank ihrer überzeugten Fanbubble nicht, der Twitterer, der es gewagt hatte, ihr Rassismus anzukreiden, bekam hingegen Hass und Häme ab. Erinnert stark an Jule Stinkesocke, die bei Gegenwind regelmäßig ihre Followis mit Mistgabeln aufs Spielfeld schickte.
Zu dem Zeitpunkt im März, als Jasmin dieses Jahr sang- und klanglos verschwand, hatten die Recherchen zur Persona aus verschiedenen Ecken bereits begonnen und blieben ihr auch nicht verborgen. Der Hauptstadtdiva fiel passend dazu plötzlich ein, dass sie jeglicher Tätigkeit im Sektor Paysex abschwört und beruflich neue Pfade als KI-Expertin und Online-Shop-Betreiberin gehen will, wobei ich ihr von Herzen Erfolg wünsche. Auch wieder Zufall? Oder war Jasmin einfach auserzählt - dieses Mal gab es jedenfalls keinen eigenen Hashtag und keine großartige Vermissung.
Vielleicht ist am 28. März, dem letzten Werktag in diesem Quartal, auch einfach nur ein Arbeitsvertrag ausgelaufen.
...und Jasmins Wiederkehr
Ende Juni 2024 legte Jasmin, gut erholt vom Twitter-Detox, für ein paar Tage ein 'Clopening' hin, um sich am 30.6. für immer zu verabschieden (zufälligerweise genau an dem Tag, an dem die Hauptstadtdiva ihren Online-Shop launchte). Diese Mal gab es sogar noch ein Statement für die treuen Followis:
Vor Ostern wurde es mir zuviel mit Stolztwitter, Abolis und Hass und nach über fünf intensiven Jahren hat sich auch vieles einfach wiederholt. Ich brauchte eine Pause und hab mir die spontan genommen. Die dauerte dann etwas länger, tat aber auch sehr gut. Ich bin deutlich ausgeglichener und entspannter und allgemein gut drauf.
Währenddessen gab es mal wieder investigative Nachforschungen einer selbsternannten Journalistin (so nennt man es ja jetzt, wenn man private Leute mit unkommerziellem Freizeitaccount, die aus vielen Gründen anonym bleiben möchten, ausspioniert).
Nun ja. Das Ergebnis ist eine Aneinanderreihung von verschiedenen Dingen, die gekonnt fehlinterpretiert wurden. Ich bin also ein Werbeaccount für ein Portal, das ich in 0,x% meiner Tweets erwähnt habe und das ich dabei mehrfach öffentlich kritisiert habe, z.B. für den schlechten Umgang mit trans Personen? Aha. Ich soll eine ältere Exkollegin sein, die dagegen ist, die Ukraine zu unterstützen, die Wagenknecht retweetet, die den grandiosen @RealTadzioM angreift, die gegen Willkommenskultur ist, etc.? Fassen wir es kurz: Müll. Sie hat vielleicht die Uhrzeiten meine Tweets gelesen aber den Inhalt nie kapiert.
Einen Punkt hatte die anonym bleibende Enthüllerin jedoch und auf den bin ich weder stolz noch verschweige ich ihn. Wenn ich Mist gebaut habe, habe ich immer dazu gestanden. Als ich meine ersten Schritte ins Sexwork machte, vor Twitter, suchte ich natürlich auch online nach Infos zum Thema. Dabei stieß ich auf ein bereits länger nicht mehr gepflegtes Blog einer Kollegin mit Anekdoten. Als ich dann bei Twitter begann, hatte ich keinen großen Plan und hab von dort Dinge übernommen. Die kamen ganz gut an und ich hab nach einer Weile in ähnlichem Stil mit eigenen Erlebnissen weitergemacht. Und die geklauten Tweets selbst irgendwann vergessen. Ich ging davon nicht davon aus, länger als ein paar Monate zu twittern und auch nicht dass jemals mehr als ein paar hundert Leute folgen würden. Hat sich anders entwickelt und mein Unrechtsbewusstsein ist heute auch ein anderes als mit 19. Aber trotzdem absolut legit, mich dafür outzucallen.
Damit Bogen zum Heute: Dass mich Hass und Trolle erwarten würden, geschenkt. So gut kenne ich Twitter und ich bin dem nie aus dem Weg gegangen. Aber ich hab in den letzten Tagen gesehen, dass Freunde und unbeteiligte Dritte ebenfalls massiv angegriffen werden und das ist es mir weder wert noch will ich ihnen das zumuten.
Kurz gesagt: Das wars für mich Twitter. Macht eure Screenshots, feiert und bastelt weiter an Verschwörungstheorien über mich.
Die vielen, die mir liebe DMs geschrieben und kommentiert haben und dafür gesorgt haben, dass es trotz Elmo und Pudelclan hier lange ein schönes und respektvolles Eckchen blieb: Dankeschön. 💚
Tschüss, Twitter (nicht X).
Jasmin
P.S.: Das Bananenverbot für Tuktuk ist ab heute aufgehoben.
Debunked
Ach, Jasmin, das war schwach, da hätte ich mehr erwartet! Wie ernst kann man das Wort 'Freizeitaccount' nehmen, wenn man sich wie du auf Twitter anmeldet, um über den angeblichen Beruf und angebliche Kunden zu schreiben, und als erstes im Profil eine kommerzielle Plattform für Sexworker verlinkt, was einfach als 'Werbeaccount für ein Portal' gesehen werden muss. Was denn auch sonst? Denn wenn du un.be.dingt 'anonym bleiben willst' und keine Kunden suchst, was hätte es für dich geändert, wenn du nicht gezielt und immer wieder auf Kaufmich hinweist? Vielleicht, dass die angeblichen Stalker dich NICHT finden können? Aber geschenkt.
Und nein, du sollst keine 'ältere Exkollegin' sein. Dein Account, liebe Jasmin, ist und bleibt aus meiner Sicht definitiv kein Zweitaccount, der die Positionen des Verfassers wiedergeben sollte. Es ist einfach ein Marketing-Account - und ob dieser immer von derselben Person bespielt wurde, sei mal dahin gestellt. Er ist genau das, was deine ältere Ex-Kollegin so dringend wollte - eine niederschwellige Wissensressource zum Thema Paysex, ein einfacher Zugang zu Sexworkern über das Internet.
Und was deinen Klau der Beiträge aus dem Streetgirl-Blog angeht, mal ganz abgesehen davon, dass das genau wie der Bilderklau eine Urheberrechtsverletzung und keine nette Leihgabe aus einem verwaisten Blog ist: Wen willst du denn mit dieser Erklärung veralbern? Du hast nicht einfach 'als du bei Twitter begannst, von dort Dinge übernommen'. Du hast erst nach 8 Monaten, nachdem bereits dein Bilderklau aufgeflogen war, die Texte einer anderen Frau aus einem Blog, den es nicht mehr gab und der nicht über Google auffindbar war, als Tweets oder sogar Threads extra aufbereitet. Und so die Erlebnisse einer anderen Sexworkerin für deine eigenen ausgegeben - über ein Jahr lang! Das kann man natürlich mal vergessen 🙂
Und übrigens: Es wäre genauso viel 'Arbeit' gewesen, deine eigenen Erlebnisse so zu gestalten, denn dieser Stil kam nicht von Melanie - nur der Inhalt. Letztendlich war dein Account einfach ganze zwei Jahre lang, von 2018 bis 2020, nicht authentisch. Natürlich kann man glauben, dass die Erlebnisse danach nun endlich deine eigenen waren - aber ich persönlich halte es für nicht wahrscheinlich.
Geklaute Bilder und Texte sind keine Verifikation, Jasmin. Genauso wenig wie schriftliche Interviews. Es gibt wirklich null Anlass, sich darüber zu beschweren, als RealFake wahrgenommen zu werden. Und PS: Mein Angebot zum Zoomen steht immer noch, wenn das nicht unter deiner Würde ist.
Immerhin bleiben uns Jasmins Tweets, wenn auch hinter einem Schloss, erhalten. Ich verweise noch auf eine lesenswerte Aufarbeitung von Daria, einer echten ehemaligen Sexworkerin. Mich erinnert das kurze Comeback an den bekannten Realfake limeybean, der nach dem Reveal ungnädig für kurze Zeit noch einmal auftauchte und stänkernd entschwand.
Und auch hier ist noch nicht Schluss: Im nächsten Absatz geht es um mein Resümee - und den Umgang mit einem Reveal.
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Katharina Nocun, Pia Lamberty
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Frauenbewegung und Feminismus
Ute Gerhard
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Was bleibt
Natürlich muss ich nach diesem Beitrag mit dem Shoot-the-Messenger-Syndrom rechnen: Volle Attacke auf den Überbringer unerwünschter Nachrichten. Ich höre es schon: 'Hetzjagd! Hexenjagd! Stalking! Doxxing! Bo-den-lose Frechheit!' Wer mag, darf sich eine Karte fürs Bullshit-Bingo nehmen:
Aber ist der Hate, den ich deswegen bekomme, ein Grund, im Zweifelsfall nicht näher hinzusehen? Warum? Weil Jasmin im Vergleich zum 'Gärtner' ja harmlos ist? Wirklich?
Ich möchte, dass sich jeder sein eigenes Bild davon macht, wer hinter Jasmin steckt. In diesem Beitrag steckt lediglich ein Teil meiner Beobachtungen, kann man auch alles anders sehen oder als Unsinn abtun, und wer an an die junge Sexworkerin Jasmin mit Abitur, finanziell abgesichert und priviligiert, glauben möchte, kann das gerne weiterhin tun. Ich habe keinen Missionierungsauftrag und beanspruche auch nicht, irgendeinen 'Beweis' erbracht zu haben.
Ich habe dafür einen klaren Standpunkt zum Thema 'Harmlos': ja, Aufklärung ist wichtig. Aber Jasmin hat (junge) Frauen gezielt beeinflusst, ihnen Sexwork, auch als Alternative zu einer Ausbildung, nahe gebracht und sie ohne Umweg zur Plattform Kaufmich geleitet, dabei die Thematik sehr positiv ausgelegt und mit drolligen Anekdötchen ausgeschmückt. Das hat einfach stark die Tendenz Grooming.
Was aber, wenn das nun in Wahrheit keine authentische junge Frau, sondern eine mehr als doppelt so alte ehemalige Sexarbeiterin war, die mit einem erfundenen Leben, geklauten Bildern und Texten, nur ihre ureigene Motivation - sei es berufliches Fortkommen, sei es ein privates Projekt - verfolgt hat? Finde ich persönlich wirklich nicht so einfach.
Abschließend kann ich nur eins sagen: Realfakes sind nie harmlos. Nie. Sie richten immer Schaden an.
Was nach der Veröffentlichung dieses Beitrags geschah➜
© Alle Rechte liegen bei Piri Robinson.
Pressekontakt: presse@imperialcrimes.de
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