Seike Sörensen aus Drelsdorf verschwand 1993, sechs Tage nach ihrem elften Geburtstag. Sie besuchte ihre Großmutter, die 10 Minuten außerhalb des Dorfes lebte. Am frühen Abend machte sie sich wieder auf den Heimweg, kam jedoch nie zu Hause an. Ihr Fahrrad wurde noch am selben Tag von ihren Eltern am Wegesrand gefunden.

Seike Sörensen

Seike Sörensen

Nordfriesland in Schleswig-Holstein liegt an der Westküste Deutschlands, erstreckt sich über eine Fläche von etwa 2.000 Quadratkilometern und grenzt im Westen an die Nordsee, im Norden an Dänemark. Der Bezirk ist bekannt für seine wunderschöne Naturlandschaft, darunter der Nationalpark Wattenmeer, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Drelsdorf im Herzen Nordfrieslands, am westlichen Geestrand, liegt ca. 18 km nördlich von der Kreisstadt Husum. Im Osten ist das idyllische Dorf mit gut 1.200 Einwohnern und zahlreichen Reetdachhäusern von einem großen Wald umgeben, im Norden findet sich die typische Geestlandschaft, im Westen der Übergang zu den Köögen und dem Marschland und im Süden ein schönes Autal. Ein großes, gut ausgebautes Wegenetz lädt rund um Drelsdorf zum Wandern, Fahrradfahren, Spazieren, Walken oder Joggen ein, in einer Entfernung von ca. 15 Autominuten ist die Nordsee erreichbar.

Die Eltern Sörensen waren Landwirte und hatten einen eigenen Bauernhof in Drelsdorf. Die 11-jährige Seike verstand sich gut mit ihren Geschwistern Nicole (damals 13) und Sven (damals 6), spielte oft mit ihnen und ritt gern auf ihrem Pferd Lucy.

Der 5. August 1993, kurz vor Ende der Sommerferien in Schleswig-Holstein, war ein bedeckter und mäßig warmer Tag. Seike besuchte nach dem Mittagessen ihre Großmutter, deren Hof etwas außerhalb von Drelsdorf lag (10 Minuten mit dem Rad). Sie brach gegen 17:45 Uhr mit dem Fahrrad auf und wollte schnell nach Hause, da sich ein Gewitter ankündigte. Um 18:30 Uhr bemerkten ihre Eltern das Verschwinden, weil ihre Tochter nicht beim Abendessen auftauchte. Ihre Mutter rief bei der Großmutter an, doch diese gab an, dass Seike bereits vor 45 Minuten losgefahren war.

Die Eltern gingen besorgt den kurzen Weg zum Haus der Großeltern im Dorf ab - und fanden nur das Fahrrad ihrer Tochter, sorgsam am Wegesrand abgelegt, etwa 250 Meter vom Elternhaus entfernt. Sie riefen umgehend die Polizei. Eine große Suchaktion mithilfe der freiwilligen Feuerwehr begann in und um Drelsdorf, in Teichen, Gräben und sogar im Güllespeicher der Eltern - von Seike aber keine Spur.

Drelsdorf liegt sehr beschaulich und abgelegen. Auf dem Weg, den Seike gefahren ist, kommen nur wenige Autos vorbei. Einige Anwohner hatten am Tag ihres Verschwindens einen anthrazitfarbenen Mercedes gesehen, aber diese Spur führte ins Nichts. Die Dorfgemeinschaft kam schnell zu der Ansicht, dass der Täter nicht ortsfremd sein konnte, sondern Seike gekannt haben muss und es kamen Gerüchte über eine bestimmte Person auf, die aber nie konkretisiert wurden. Trotz der anfänglichen Schockstarre gingen die Bewohner schon nach einigen Wochen zur Tagesordnung über und thematisierten das Verschwinden des Kindes nur noch widerwillig.

Die Familie hatte schwer mit dem Verlust zu kämpfen. Seikes kleiner Bruder wurde ein Jahr lang psychologisch betreut, auch ihre Schwester hatte noch 2002 größere psychische Probleme. Die Eltern Sörensen erhielten einen mysteriösen Anruf, ihnen wurde gesagt, dass Seike am Leben und bald in einem Zug nach Sylt sei, Tag und Zeit der Ankunft wurden angegeben. Der Vater fuhr in Begleitung der Polizei zum Bahnhof, der Zug kam an, aber ohne Seike. Eine hinzugezogene Wahrsagerin konnte bei der Frage nach ihrem Verbleib nicht helfen.

Ermittlungen zu bekannten Seriensexualstraftätern wie Ronny Rieken, Rolf Diesterweg, Marc Hoffmann oder Hans-Joachim Q. führten zu keinem Ergebnis. Im Februar 2012 berichteten mehrere Medien in Zusammenhang mit Seike über den Fund einer skelettierten Kinderleiche mit Schuhgröße 28/29 bei Langenhorn, etwa 14 km von Drelsdorf entfernt. Dies wurde jedoch am nächsten Tag von einem Sprecher der Polizeidirektion Flensburg dementiert.

Auf der Langzeitvermisstenliste des Bundeskriminalamts (BKA) gibt es in Schleswig-Holstein fünf offene Fälle von vermissten Kindern. Nur in einem Fall wird von einem Verbrechen ausgegangen – Seike Sörensen. Ihre Großmutter verstarb 2021 ohne zu erfahren, was mit ihrer Enkelin passiert ist.

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